106 ‘Auswahl der Ableiter für die Linie.
zum wirklichen Anschlagen der Klöppel nothwendig ist, die Elek-
trisirmaschine langsam zu drehen, also langsam elektrische Ladung
zuzuführen. Wird rascher gedreht, so springen Funken zwischen den
Glocken über, ohne dass ein Anschlag des Klöppels erfolgt.
Für Wechselstromleitungen erscheint unter den vorgeschlagenen
Anordnungen als einfachster und zweckmässigster der Ableiter Siemens
(Nr. 179). Vor Allem ist bei ihm bemerkenswerth der Ausschluss
jeder Gefahr der Zerstörung des Ableiters durch die Blitzentladung
selbst. Ob derselbe sich für Gleichstrom ebenso praktisch erweist, da-
für fehlen Versuche. Auf einen wunden Punkt ist allerdings auch
hier hinzuweisen. Die Bewegung des Funkens längs des Drahtes bb
erfordert eine gewisse Zeit, immerhin mehrere Secunden, so dass hier-
durch der St. 104 erwähnte Uebelstand eintreten kann.
Für die Entladung der Linie kann namentlich auf Grund der
günstigen Erfahrungen mit dem Ableiter Saunders (Nr. 86) und dem
experimentellen Ergebniss, dass es vortheilhaft ist, den mit der ge-
ladenen Leitung in Verbindung stehenden Theil des Ableiters von allen
Seiten mit zur Erde abgeleiteten Metallllächen zu umgeben, als ein-
fachste Anordnung die Umhüllung des Liniendrahtes mit einem metal-
lenen an Erde liegenden Schutzdraht gewählt werden. Derselbe giebt
in erhöhtem Maasse den Nr. 86 erwähnten Schutz von längs der Lei-
tung vertheilten Saugspitzen. Eine Art der praktischen Ausführung
dieses Gedankens zeigen die Fig. 119, 120, 121.
An der Leitungsstange sind für jeden Draht, welcher mit einem
solchen Blitzschutz versehen werden soll, zwei Isolationsglocken in
einer Entfernung von 40 cm vorgesehen. Zwischen diesen ist der Lei-
Fig. 119. Fig. 120,
tungsdraht b ausgespannt. Um b befindet sich die am Boden mit einem
durchgehenden Schlitz o versehene eiserne Röhre «a, deren innerer Durch-
messer etwa lcm beträgt. Die Röhre a wird an der Leitungsstange
befestigt und ist zur Erde abgeleitet. Der Schlitz o dient zum Ein-
führen des Drahtes b und zum Ableiten des Staubes u. s. f., der sich
im Inneren von 4 ansammeln sollte. Die durch den Wind hervor-
gerufenen Schwingungen von b werden wegen der geringen Länge von
b sehr klein ausfallen, so dass kaum Gefahr vorliegt, dass b mit der
inneren Wand von a in Berührung kommt. Um aber diese Gefahr
ganz zu vermeiden, kann a durch einen isolirenden Schlussring an
beiden Enden abgeschlossen werden.
Es wird nicht nöthig sein, jede Stange mit einem solchen Ableiter
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