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BINERITUNG.
Zum Schutze der Linien elektrischer Schwach- und Starkstrom-
leitungen gegen die Einflüsse der atmosphärischen Elektrieität ist eine
ausserordentlich grosse Zahl von Anordnungen angegeben worden; die
Verluste an Leben und Gut, welche jahraus jahrein durch solche Einflüsse
verursacht werden, mussten ja auch den menschlichen Erfindungsgeist
dazu reizen, dem Beispiele Franklin’s folgend, für diese besonderen
und besonders gefährdeten Stellen ebenfalls einen sicheren Schirm zu
finden. Nach den verschiedensten Richtungen hin hat man dabei aus-
geschaut. Viel Unverständiges ist geliefert worden; doch haben genaues
Verständniss der praktischen Erfahrungen an Blitzschlägen und der
bei diesen Einflüssen in Betracht zu ziehenden wissenschaftlichen Er-
kenntnisse zu Schutzanordnungen geführt, die, wenn auch nicht voll-
ständig sicher, so doch mit einem sehr grossen Grade von Wahrschein-
lichkeit unliebsame Störungen abhalten können.
Zur Beurtheilung dieser Blitzableiter kommt es nicht darauf an, zu
wissen, wie die grossen elektrischen Spannungen, welche sich im Blitze
ausgleichen, zu Stande kommen, sondern nur darauf, in welcher Weise die
Entladung derselben erfolgt. Es hat daher keinen Zweck, auf die ver-
schiedenen Hypothesen über die Entstehung der atmosphärischen Elek-
trieität einzugehen. Was den Blitzschlag selbst betrifit, so können wir
denselben stets auffassen als Entladung eines Condensators, dessen
eine Belegung eine Wolkenschicht, dessen andere Belegung entweder
eine zweite Wolkenschicht, oder Theile des Erdbodens sind. Ein Blitz-
ableiter soll die schädlichen Wirkungen dieser Entladung verhindern,
er muss also die Art dieser Entladung berücksichtigen. Condensator-
entladungen können nun in einem einzigen Schlage, oder in mehreren,
oder schliesslich in Schwingungen erfolgen, je nach dem Widerstande
des ausser der Luftstrecke vorhandenen Entladungsweges. Die Schwin-
gungen treten nur bei kurzen metallischen Schliessungsbögen auf. Es
ist vielfach behauptet worden, dass auch beim Blitzschlag solche
Schwingungen eintreten müssen, dass wir namentlich in ihm eine hin-
und hergehende Entladung zwischen Wolke und Erde vor uns haben.
Der Beweis hierfür wird darin gesucht, dass auf Blitzphotographien
mehrere Blitzbahnen neben einander zu sehen sind. Diese Bilder
bilden indessen in Wirklichkeit gar keinen Beweis; dieselben zeigen
nur, dass Blitzschläge nach einander erfolgt sind, ohne dass deswegen
Neesen, Sicherungen.
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