100 IX. Elektrische Bremsung, Kraftrückgabe, Umsteuerung.
schen Arbeitsverluste durch Zapfenreibung etc., welche bei der
Rotation des Ankers auftreten. Da nun e mit der Tourenzahl ab-
nimmt, so muss die Bremswirkung bei heruntergehender Geschwindig-
keit geringer werden. Dieser Uebelstand ist charakteristisch für die
elektrische Bremsung. Man kann ihm dadurch begegnen, dass man
die Stromstärke J in demselben Maasse vergrössert, wie e sich ver-
mindert. Zu diesem Zwecke braucht man nur den Widerstand,
durch den der Generator geschlossen wird, regulirbar zu machen
und von Hand oder automatisch allmählich zu verkleinern und
schliesslich „kurz zu schliessen“.
Eine noch weit kräftigere Bremswirkung kann man erreichen,
wenn man die elektrische Arbeitsleistung des Generators sich nicht
einfach im Widerstande verzehren lässt, sondern dazu benutzt, ein
Drehmoment entgegen der Massenbewegung zu erzeugen. Eine
derartige Vorrichtung ist die sogenannte Wirbelstrombremse, welche
auf folgendem Princip beruht: Die Induktion einer E.M.K. in der
Bewickelung eines Gleichstromankers ist ein Specialfall einer allge-
meinen Naturerscheinung, welche sich auf jeden Leiter, d. h. auf
jeden Metallkörper erstreckt, der in einem magnetischen Felde bewegt
wird. In solchen Metallmassen werden immer elektrische Ströme
indueirt. Diese Ströme müssen offenbar mit denjenigen einer Anker-
wickelung die Eigenschaft gemeinsam haben, dass die mechanischen
Kräfte, welche zwischen ihnen und den Magnetfeldern nach dem auf
S. 40 angegebenen Grundgesetze entstehen, die Bewegung der Leiter zu
hemmen suchen; denn die elektrische Arbeit, welche von den Strömen
in den Metallmassen geleistet und in Wärme umgesetzt wird, muss in
einem mechanischen Arbeitsaufwand ein Aequivalent haben. Diese
Erscheinung kann z. B.in der Weise zu einer Bremsung ausgenutzt
werden, dass man einen kompakten cylindrischen Eisenkern auf die
zu bremsende Achse setzt und ihn mit einem Magnetgestell etwa
wie in Fig. 9 S. 24 umgiebt, das nur dann erregt wird, wenn
Bremsung eintreten soll. Der genaue Verlauf und die Stärke der
Ströme in beliebig gestalteten Metallkörpern ist allerdings nur mit
grösster Schwierigkeit zu berechnen, da hier keine bevorzugte Richtung
wie bei lang ausgestreckten Drähten vorhanden ist. Man bezeichnet
solche Ströme als „Wirbelströme“!).
!) In den Ankern von Generatoren und Motoren müssen diese Wirbel-
ströme natürlich vermieden und der Stromfluss muss allein auf die Be-