Die Natur der elektromotorischen Gegenkraft. 53
Dieses Ergebniss scheint zunächst im Widerspruch mit dem
Ohm’schen Gesetze zu stehen. Wenn es richtig ist, dass unter den
eben besprochenen Verhältnissen die Spannung E, in dem Ankerwider-
stand ıw keinen Strom mehr erzeugt, so kann das Ohm’sche Gesetz
in der Form
ee ee
offenbar keine Gültigkeit mehr haben. Eine Lösung dieses Wider-
spruches findet man, wenn man annimmt, dass durch die Rotation
des Ankers auf die einströmenden elektrischen Massen ein Gegen-
druck ausgeübt wird, welcher sich in dem Auftreten einer entgegen
E, gerichteten elektromotorischen Kraft e äussert, und dass e bei
absolutem Leerlauf gerade den Werth von E, annimmt. Unter
dieser Annahme gestaltet sich Gl. 22 um zu
I nee)
Die Berechtigung dieser Hypothese kann durch folgende Schluss-
folgerungen kontrollirtt werden: Wenn jene „elektromotorische
Gegenkraft“ gleichzeitig mit der Rotation auftritt und ohne letztere
nicht vorhanden ist, so muss sie auch mit ihr in kausalem Zusammen-
hange stehen und in der Natur des Bewegungsvorganges ihren Grund
haben. Da aber bekanntlich die Bewegung von Metalldrähten in
beliebigen unmagnetischen Räumen keine elektromotorischen Kräfte
produeiren kann, so muss der Umstand die Ursache sein, dass die
Rotation in einem magnetischen Felde vor sich geht. Hieraus ergiebt
sich aber weiter, dass die hypothetische elektromotorische Gegen-
kraft auch als selbständige E.M.K. nachweisbar sein muss, wenn
die Drehung des Ankers zwischen den Magnetpolen nicht durch ein-
geführten Strom, sondern von Hand oder durch irgend eine Kraft-
maschine geschieht.
Diese Schlussfolgerung bestätigt sich durch das Experiment.
Jede Bewegung eines Leiters in einem magnetischen Felde bringt
in diesem Leiter eine E.M.K. hervor, welche als „inducirte“ be-
zeichnet wird, und jeder Elektromotor, dessen Anker durch einen
von aussen zugeführten Strom in Rotation gesetzt wird, erzeugt
selbst eine E.M.K., wenn man den Treibstrom abstellt und den
Anker künstlich durch eine Kraftmaschine in demselben Sinne dreht.
Wie dıe obige Theorie verlangt, ist diese E.M.K. der Richtung des
früher von aussen eingeführten Stromes entgegen. Schliesst man
die künstlich gedrehte Maschine durch einen Widerstand, so erzeugt