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IV. Elektromotorische Gegenkraft.
die „inducirte* E.M.K. darin einen Strom, welcher ebenfalls dem
Elektromotorstrom, der eine Drehung im gleichen Sinne hervor-
brachte, entgegengerichtet ist.
Die Nothwendigkeit dieser Beziehung zwischen Generator und
Motor ergiebt sich auch aus dem Gesetze von der Erhaltung der
Energie. Der Strom, welchen ein rotirender Generator erzeugt, kann
nur durch Arbeitsaufwand produeirt werden, da er der mechanischen
Arbeit äquivalente Erscheinungen, wie Wärme etc. hervorzubringen
vermag. Arbeitsaufwand setzt aber Ueberwindung eines entgegen-
gesetzten Drehmomentes voraus, welches nur darin seine Ursache
haben kann, dass der Anker des Generators im magnetischen
Felde auch als Motoranker wirkt und als solcher sich entgegengesetzt
zu drehen strebt, als er in Wirklichkeit von aussen gedreht wird.
Stellt man die mechanische Triebkraft des Generators ab und schickt
man Strom aus einer äusseren Quelle im Sinne des eben erzeugten
Stromes in den Anker, so kann der Anker den früher erstrebten
Drehungssinn thatsächlich annehmen. Als Motoranker in diesem um-
gekehrten Sinne laufend, bleibt er aber gleichzeitig ein Generator-
anker und erzeugt als solcher auch eine umgekehrte E.M.K. als
früher, d.i. eine der Stromrichtung entgegengesetzte oder eine E.M.
Gegenkraft.
Am eklatantesten kann man die geschilderte Wechselwirkung
zeigen, indem man einen laufenden Motor plötzlich von seiner Strom-
quelle abschaltet und den Anker durch einen kurzen und dicken
Leiter „kurz schliesst“. Der Strom, welchen der Motor jetzt als
Generator erzeugt, wirkt der Drehung, welche die lebendige Kraft
aufrecht zu erhalten strebt, entgegen, und zwar so kräftig, dass der
Anker mit einem Ruck stillsteht. Die Ausnutzung dieser Erschei-
nung für plötzliche Bremsung von Motoren wird später behandelt
werden.
Die Bilanz der einem laufenden Motor zugeführten Energie er-
hält man in einfacher Weise aus Gl. 23, indem man diese auf die
Form bringt:
EE=Jw-+e a ea a 3
und auf beiden Seiten mit J multiplieirt, so dass man erhält
Pose WACH. ri Aw 208)
Gl. 24 bedeutet, dass von der gesammten Spannung Z,, welche
dem Anker von aussen zugeführt wird, der Theil Jw aufzuwenden