113
Wenn man den Ausdruck für ı in Gleich. 17 mit dem in Gleich. 16
vergleicht, erkennt man sofort, dass durch die Selbstinduktion einesteils
die Stromstärke geschwächt wird und andernteils der Eintritt des
Maximums und Minimums der Stromstärke nicht mehr zu derselben
Zeit stattfindet, zu der die EMK den höchsten positiven oder negativen
Wert erreicht, sondern verzögert wird. Die Grösse g misst die Ver-
zögerung und heisst die Phasenverschiebung.
In der nebenstehenden Figur
stellt die Wellenlnie 1 den
Wechselstrom dar, den die perio-
EMK n
einem Leiter vom Widerstande R
disch schwankende
ohneSelbstinduktion hervorbringen
würde, während die Wellenlinie 2
den Wechselstrom darstellt, der
entsteht, wenn der Leiter ausser-
Fig. 47.
dem Selbstinduktion zeigt.
Beispiel: Ein Telephonstrom, der in einer Sekunde 1000 Wellen
erzeugt, geht durch eine Spule hindurch, deren Widerstand 50 » und
deren Koeffizient der Selbstinduktion L = 0,6 beträgt.
Dann ist der scheinbare Widerstand der Spule:
4,
= 50? + 4a” .0,6
10002
= V 2500 + Ar. 0,36 . 1000000 = 3770,
also über 75mal so gross, als der wahre Widerstand (50 »).
9. Induktion in massiven Metallmassen, Foucaultströme.
Induktionserscheinungen werden nicht nur in Drähten hervor-
gerufen, sondern auch in Metallmassen jeder Art, in deren Nähe sich
Änderungen eines Kraftlinienfeldes vollziehen. Bewegt man eine Metall-
masse in einem Kraftlinienfelde, so entstehen in dem Metalle, gemäss
dem Lenz’schen Gesetze, Induktionsströme, die sich der Bewegung
entgegensetzen. Bei der Annäherung eines Metallkörpers an den Pol
eines Elektromagneten entstehen z. B. Ströme, die denjenigen, die den
Pol erzeugt haben, entgegengesetzt gerichtet sind und daher abgestossen
werden. Entfernt sich hingegen ein Metallstück von dem Magnetpole,
so werden gleichgerichtete Ströme induziert, die von denjenigen, welche
den Pol umkreisen, angezogen werden.