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Es kann ferner auch jede Wechselstrommaschine als Motor
laufen und dabei mit gutem Wirkungsgrade arbeiten; der Nachteil
dabei ist jedoch der, dass diese Maschinen nicht von selbst angehen,
wenn nicht besondere Anlasseinrichtungen vorgesehen sind. Solche
Maschinen müssen erst in Gang gesetzt werden, und ihre Feld-
magneten müssen durch eine besondere Stromquelle oder durch
gleichgerichteten Wechselstrom erregt werden. Sowie allerdings ein
solcher Motor nahezu die Geschwindigkeit erreicht hat, bei der er
Wechselströme von gleicher Periode liefern würde, dann bewirkt der
zugeführte Strom rasch einen völligen Ausgleich etwa noch vorhan-
dener Unterschiede, und Generator und Motor laufen von da an in
völlig gleichem Takte. Man nennt solche in gleichem Takte laufende
Maschinen synchrone. Eine als Motor laufende gewöhnliche Wechsel-
strommaschine ist daher ein Synehronmotor.
Ein besonderer Übelstand ist der, dass für die Erregung des
Magnetfeldes des Synehronmotors Gleichstrom erforderlich ist. Man
muss also entweder eine Akkumulatorenbatterie zur Verfügung haben,
oder es muss mit dem Motor eine Gleiehstrommaschine verbunden
werden, die den erforderlichen Strom liefert. Bei den selbsterregen-
den Wechselstrommaschinen von Zipernowski, die wir auf 8.136
abgebildet haben, wird dieser Gleichstrom durch einen Stromwender
geliefert, der im Nebenschluss zum Hauptstrome liegt und einen
Teil des zugeführten Wechselstromes gleich richtet.
Gewöhnlich verfährt man so, dass man auf der Welle der als
Motor laufenden Wechselstrommaschine den Anker einer kleinen
Gleichstrommaschine anbringt und den Strom dieser Hilfsmaschine
sowohl zum Erregen der Feldmagneten, als auch zum Laden einer
Akkumulatorenbatterie verwendet. Beim Ingangsetzen des Wechsel-
strommotors liefert dann die Akkumulatorenbatterie den erforderlichen
Strom, und die Gleichstrommaschine kann von der Batterie aus für
kürzere Zeit als Gleichstrommotor in Thätigkeit gesetzt werden, um
den beweglichen Teil der selbstverständlich unbelasteten Wechsel-
strommaschine auf die zur Herstellung des Synchronismus erforder-
liche Umlaufszahl zu bringen.
Sowie der Synchronismus erreicht ist, kann die Belastung auf-
gelegt werden.
Man erkennt aus all diesen Betrachtungen, dass syncehrone
Wechselstrommotoren mit Belastung nicht angehen und nur mit
einer gewissen Umlaufszahl laufen können, eben der, die dem Syn-
chronismus entspricht.
Übersteigt die Belastung einen gewissen Höchstwert, so erniedrigt
sich die Umlaufszahl des Synehronmotors; derselbe kommt dadurch
aus dem Synehronismus und bleibt stehen.