Es wird also in der That durch diese eigentümliche Anordnung
das Zweiphasensystem des Stromerzeugers in den Leitungen, die
von A, B, C ausgehen, in ein Drehstromsystem verwandelt und
Drehstrom fortgeleitet.
An den Verwendungsstellen können nun entweder ohne weiteres
Drehstrommotoren angeschlossen werden, oder es kann durch zwei in
derselben Weise, wie vorher beschrieben, geschaltete Transformatoren
(vergl. Fig. 255) der Drehstrom wieder in zwei Gruppen von einfachen
Wechselströmen zurück transformiert werden, die um 90° in der Phase
gegen einander verschoben sind. Jeden einzelnen dieser Wechselströme
kann man nun zur Speisung von Beleuchtungskörpern oder beide zu-
sammen zum Betrieb von Zweiphasenmotoren verwenden.
Fig. 255 stellt ein solches Verteilungssystem unter Anwendung
der Seott’schen Schaltungen dar. G bedeutet die Maschine, die den
Zweiphasenstrom erzeugt, T, T, sind die nach Scott geschalteten
Transformatorengruppen, Z ist ein Zweiphasenmotor, D ein Dreh-
strommotor. und L, und L, sind zwei mit einfachem Wechselstrom
betriebene Lampengruppen.
8. Das Verteilungssystem von Ferraris und Arnö.!
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Der wichtigste Teil dieses neuen Verteilungssystems ist ein von
den Erfindern Verschiebungstransformator genannter Apparat
Diese Vorrichtung beruht auf der Beobachtung der bisher un-
bekannt gebliebenen, aber theoretisch leicht erklärbaren Thatsache, dass
ein Zweiphasenstrommotor, dessen eine Wiekelung von gewöhnlichem
Wechselstrom gespeist wird, und dessen Anker sich in Umlauf be-
findet, in der zweiten, um eine halbe Polbreite versetzten Wicke-
lung einen sehr nahe um 90° in der Phase gegen den ersten ver-
schobenen Wechselstrom liefert.
Wenn man diese zweite Wickelung BB’ des Zweiphasenmotors
(vergl. Fig. 258) aus einer Anzahl von Windungen herstellt, die
zur Zahl der Windungen AA’, die vom primären Wechselstrom
durchflossen werden, in einem gewissen Verhältnis steht, so ist
auch die an den Klemmen der zweiten Wiekelung BB’ entstehende
EMK der primären gleich; wenn man dagegen die sekundäre Wicke-
lung aus mehr oder weniger Windungen bestehen lässt, so kann
man eine beliebig höhere oder beliebig niedrigere EMK erzeugen.
Wenn die zweite oder sekundäre Wickelung BB’ mit der pri-
mären AA’ nicht einen Winkel von 90°, sondern einen kleineren
!) Weitere Einzelheiten über diese äusserst beachtliche Erfindung enthält
die Broschüre: Galileo Ferraris und Riecardo Arnd, ein neues System
zur elektrischen Verteilung der Energie mittels Wechselströmen. Deutsch von
Heim. Weimar, Steinert, 1896.