3. Kapitel.
Besondere Wirkungen der Wechselströme.
1. Glühlampen im Wechselstrombetriebe.
Der wesentliche Unterschied in dem Verhalten des Wechselstromes
im Vergleich zum Gleichstrom, der darin besteht, dass ersterer in
jeder Sekunde viele Male seine Richtung ändert und in seiner Stärke
periodisch schwankt, während der Gleichstrom stetig mit gleicher
Stärke in derselben Richtung fliesst, bedingt auch in den Wärme-
wirkungen ein etwas abweichendes Verhalten, obschon wir ja vorher
festgestellt haben, dass wir einem Wechselstrome dann die gleiche
eifektive mittlere Stromstärke beilegen, die ein Gleichstrom von be-
stimmter Ampörezahl besitzt, wenn beide Ströme in einem gegebenen
induktionsfreien Widerstande die gleiche Wärmemenge erzeugen.
Hinsichtlich der Entwiekelung von Stromwärme besteht somit
zwischen beiden Stromgattungen kein Unterschied.
Die Glühlampen mit dünnen Fäden lassen bei niedriger Wechsel-
zahl ein deutliches Flimmern erkennen. Während der Strom sinkt,
durch Null hindurchgeht und allmählich wieder wächst, sinkt die Tempe-
ratur des Fadens infolge der Ausstrahlung, und: die Lichtstärke
nimmt merklich ab.
Bei ungefähr 30 bis 40 Perioden in der Sekunde ist dieser
Temperatur- und Helligkeitsunterschied für das Auge selbst bei
dünnen Fäden nicht mehr wahrnehmbar; bei Lampen mit dicken
Kohlenfäden, wie sie z. B. bei Betrieb in Hintereinanderschaltung
mit grösseren Stromstärken verwendet werden, ist schon bei geringer
Wechselzahl für das Auge ein Flimmern nicht mehr zu erkennen, weil
infolge der grösseren Masse die Temperatur der ausstrahlenden Ober-
fläche weniger tief sinkt.
Betrachten wir aber das Bild eines durch Wechselstrom ins
Glühen gebrachten Kohlenfadens in einem rasch rotierenden Spiegel,
so kann man deutlich helle und dunkle Stellen in dem leuchtenden
Bande erkennen, als welches uns der glühende Faden im Spiegel er-
scheint. Es zeigt dies, dass die Temperatur des Kohlenfadens sich
während einer Periode des Wechselstroms ändert.
Rühlmann, Wechselstrom.