Full text: Aus einem Tagebuche des sechzehnten Jahrhunderts

   
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
dabei behelfen, aber jede Kriſis mußte Gelegenheit zu den 
fatalſten Verwirrungen für alle Betheiligten geben. 
Zur Zeit des ſ{hmalkaldiſchen Krieges gab es nicht weniger 
als vier regierende Herren im kleinen Walde>er Lande: Philipp IV. 
von der Wildungſchen Linie und die drei Brüder Wolrad II, 
Philipp V. und Johann von der Eifenbergifchen Linie. Alle 
dieſe hatten ihrem Lehnsherrn, dem heſſiſchen Landgrafen Philipp, 
als er ſie zur Lehnsfolge im Jahre 1546 aufbot, Gehorſam 
geleiſtet, wie es getreuen Vaſallen geziemt und fie e3 bei Strafe 
der Verwirkung ihrer Lehen jchuldig waren. Doch waren ſie 
niht in den Fall gekommen, für ihren nächſten Lehnsherrn das 
Schwert gegen ihren oberſten Lehnsherrn, den Kaiſer, zu ziehen. 
Ehe no das kaiſerliche Heer den Landgrafen an feinem eigenen 
Herde aufſuchen konnte, entſchloß er \ſi< zur Unterwerfung, und 
die aufgebotenen Vaſallen wurden entlaſſen. Ein kaiſerlicher 
Kommiſſar verkündete allen Denen, welche für den Landgrafen 
und gegen den Kaiſer die Waffen getragen, vollſtändige Amneſtie 
unter der Bedingung, daß fie fich fortan ruhig hielten. Die 
walde>iſhen Grafen wirkten, wie die meiſten der mit ihnen in 
gleicher Lage befindlichen Herren und Ritter, zur größeren 
Sicherheit uoh eine förmliche Urkunde darüber von eben dieſem 
faiſerlihen Kommiſſar aus, vor dem fie \ſi< perſönli geſtellt 
hatten, und durften fi nunmehr der Hoffnung hingeben, un- 
beläſtigt zu bleiben. 
Da erfolgte wie ein Bliy uus heiterer Luft am 12. März 
1548 eine Zitation an die drei Brüder Wolrad, Philipp und 
Johann, fich zur perſönlichen Verantwortung vor dem Kaiſer, 
der damals zu Augsburg reſidirte, am 16. April. zu ſtellen. 
Dem Faiferlichen Mandate mußte unter damaligen Umſtänden 
gehor<t werden, wo ſpaniſche, italieniſhe und deutſche Truppen 
durch ganz Niederdeutſhland kantonirten und jede Widerſeßlich-: 
feit durch das ſchärfſte ſummariſche Verfahren geahndet werden 
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