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gulden mag ungefähr das Vier- oder Fünffache ſeiner geſamten
Einkünfte betragen haben; dieſe waren außerdem noh durch
eine nicht unbedeutende jährliche Rente an ſeine Stiefmutter
und mancherlei Schulden vom Vater her belaſtet. Wolrad
mußte ſih ſagen, daß er ruinirt und zum Bettler gemacht ſei,
und es kann nur Mitleid erwe>en, zu ſehen, welche vergebliche
Mühe er fich gab, die harten Herzen ſeiner Feinde zu erweichen.
Allerlei zu denken giebt eine gelegentli<h hingeworfene
Aeußerung Granvellas: Der Graf wiſſe doch, mit welcher Un-
eigennüzigkeit er für ſeine Perſon gegen ihn verfahren ſei, da
er bisher weder irgend einen Geldgewinn gezogen habe, no<
fünftig daraus ziehen werde. Möglich, daß dies ein verſte>ter
Wink für Wolrad war, der ihn jedoch nicht verſtanden hat.
Alle Schilderungen des kaiſerlichen Hofes dieſer Zeit ſtimmen
darin überein, daß man mit Geld bei den Granvellas Vater
und Sohn, ſehr viel ausrichten konnte. Der Kaiſer ſah ihnen
Dabei durch die Finger. Es gehörte zu feinen Eigenthümlid)
keiten, daß er ſeine Diener gerne gut geſtellt ſah, aber er ſelbſt
gab nicht gerne Geld aus, hatte freilich auch immer Ebbe in
ſeinen Kaſſen, troy Mexiko und Peru. Wo er ſicher war, daß
das Staatsintereſſe nicht darunter litt, war es ihm daher ganz
erwünſcht, wenn ſich ſeine Miniſter Nebeneinkommen verſchafften.
Auf dieſe Art berechnete man die jährlichen Einkünfte des älteren
Granvella auf 70000 Dukaten, von denen nur ein kleiner Theil
aus dem faiſerlichen Beutel floß. Auch der Sohn hatte ſchon
einen hübſchen Anfang gemacht. Auch er ſtand ſi< außer ſeinen
Pfründen auf 16: bis 17000 aus bloßen Nebeneinnahmen.
Die Sache war fo allgemein bekannt, daß Granvella ſelbſt ge-
legentlih einen Wi darüber machte. Als er na<h dem Schluß
des Reichstages ſ{<hwere Kiſten und Kaſten zur Verſendung in
die Niederlande packen ließ, fragte man ihn, was ſie enthielten.
»Peccata Germaniae« war die Antwort. Auch unſer Tagebuch
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