Um Morgen des 21. Juni ſchi>te er ſeinen Rath, Magiſter
Liborius Florus, no<hmals an den bevollmächtigten Miniſter.
Derſelbe ſtellte Granvella vor, daß fein Herr in dem über:
theuren Augsburg Durch längeren Aufenthalt ganz ruinirt
werde. Es ſei nahe daran, daß der Graf ſeine Pferde ver-
faufen müſſe. Jedenfalls hatte er ſhon mehrere Darlehen auf-
nehmen müſſen, denn das Geld, das er urſprüngli<h für die
Reiſekoſten beſtimmt hatte, war längſt verzehrt. Wenn man
hört, daß er das von ihm bewohnte Quartier wöchentlich mit
mehr als zehn Goldgulden bezahlen mußte und dafür nichts
weiter als die leeren Wände und Stallungen hatte, daß er für
ſtandesmäßigen Unterhalt ſeiner eigenen Perſon und einer An-
zahl höherer und niederer Diener forgen mußte, jo begreift
man, daß die 1000 Goldgulden, die ihm ſeine Schwiegermutter
zu der Reiſe geliehen hatte, niht weit reihen konnten. Das
ſchien denn auch einigen Eindru> auf den Biſchof zu machen.
Hier war gar nichts mehr herauszuprefjen. Er war ſo überaus
gnädig, die Audienz bei dem Kaijer ſofort anzuſezen. Florus
mußte zu ſeinem Herrn rennen und ihn herbeiholen, wo und
wie er ihn fände. Er fand ihn auch bald und zwar in dem
unſcheinbarſten Alltagskoſtüm, ſogar in bedenklich abgetragenen
Schuhen. Aber er durſte ſih niht erſt in die ſpaniſche Hof-
tracht werfen, jondern mußte, jo wie er war, folgen; nur den
ſeidenen Mantel konnte er ummerfen. Das Weitere ſchildert
das Tagebuch in großer Ausführlichkeit und Anſchaulichkeit,
daher wir uns hier unmittelbar an dasſelbe anſchließen wollen,
„Als wir (d. h. Wolrad und ſein Rechtsbeiſtand Florus)
in den fkaiſerlihen Palaſt gekommen waren, fanden wir dei
kaiſerlichen Sekretär Pfinzing auf dem Gang an der hinteren
Treppe. Florus fragte ihn ſofort, wo es nah dem Biſchof
gehe. Er hieß uns in eine Stube treten, die uns gerade gegen-
über lag. Jh klopfte daher an, der Thürhüter wollte uns
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