Full text: Aus einem Tagebuche des sechzehnten Jahrhunderts

  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
   
  
  
  
  
  
  
    
   
  
  
  
  
  
     
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
Spanier vom kaiſerlichen Hofſtaate. Auch fehlte Pater Mal: 
venda, der kaiſerliche Kaplan, nicht. Der ſah mich tü>iſ< von 
der Seite an und lachte in einem fort. Er konnte fich kaum 
enthalten, daß er nicht gar mit dem Finger auf mich gezeigt 
und gejagt hätte: Sp habe ich’3 gewollt, jchlimmer konnte es 
dir nicht Tonmen! 
Neben dem eigentlichen Wohngemach des Kaiſers liegt 
eine Kleine Stube, und ich hoffte, daß da die Zeremonie vor 
fi), gehen werde. Aber ein kaiſerlicher Lakei kam und breitete 
einen Teppich vor dem Seſſel aus, der an der Wand ſtand und 
der ſelbſt’ mit einem anderen Teppich von Gold- und Seidenſtoff 
bede>t war, und ſo ſah ih denn, daß hier im Vordergrund die 
Sache abgethan werden ſolle. Als der Marſchall Pappenheim 
bemerkte, daß ſich alle Augen auf mich richteten, ſagte er: „Herr 
Graf, Jhr würdet beſſer thun, wenn Jhr in die Stube daneben 
ginget. Sobald fi< der Kaiſer hier niedergelaſſen hat, will id 
die Thür öffnen, damit Jhr Euren Fußfall thun könnt.“ Jh 
gehorchte ihm ſofort. Da kam der Dr. Petrus Malvende mit 
ernfthaften Geſichte auf mich zu und begrüßte mich. Zuerſt 
that ich, als hörte ih es nicht, aber ih ſah, wie er ſeine Hand. 
Ihuhe auszog und an mich herantrat. Da bot ich ihm denn 
meine Hand. Er fagte auch kein Wort als: „Jh will Euch 
nicht hinderlich ſein.“ Was der ſpaniſche Jupiter damit jagen 
wollte, begreife ich nicht. Nun kam ein anderer Thürhüter heran 
und hieß uns auf der Bank niederjigen, indem er meinte: „Der 
Kaifer wird nicht jo bald herausfommen.“ Ich wußte, daß 
man den Thürhütern herna<h ein Trinkgeld zu geben hatte, und 
bat Malvende, er möge fich erkundigen, wieviel man bei jolchen 
Gelegenheiten zu geben pflegte. Er verſprach es, kam aber bald 
wieder und ſagte, die Thürhüter überließen das ganz meiner 
Großmuth, fie würden keine beſtimmte Summe nennen. 
Da kam noch ein dritter Thürhüter und ſagte: „Herr Graf, 
(610) 
      
  
  
 
	        
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