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angeborenen Gnade den Grafen Woltad von Walded mit feinen
Unterthanen für diesmal wieder in ſeine Huld auf, doch mit
der Bedingung, daß alles, was in dem Kapitulationsvertrag
fteht, von dem Grafen erfüllt und gehalten werde. Und wenn
fich der Graf von nun an treu und ehrlich hält, jo ſoll er und
feine Unterthanen einen gnädigen Kaifer an ihm haben.“
Darauf winkte mir der Kaiſer zu. Weil mir aber geboten
war, zu Boden zu ſchauen, bis er mih bei Namen rufen werde,
ſo ſtieß mich Liborius an. Ich löſte daher ſ<hnell meine vechte
Hand und legte ſie in die des Kaiſers; der ſtand ſofort auf
ging wieder in fein Gemac, und auch ich machte mich etwas
geichwinder als eine Schnede zur andern Thür hinaus.
Als ich in die äußere Stube fam, fragte ich den Thür:
hüter: „Wieviel bekommt Ihr?“ — „Soviel beliebt; wir
find unſer ſehs." — „Was würdeſt Du ſagen, wenn ih Jedem
einen Goldgulden gäbe?“ — „Wir würden ſehr dankbar ſein.“
So gab ich ihm denn ſe<s Goldgulden und trug ihm auf,
wenn einer von meinen Leuten käme und die Unterſchrift für
den Beweisbrief verlangte (die Urkunde, daß er vom Kaiſer zu
Gnaden aufgenommen ſei und die Abbitte geleiſtet habe), ſolle
er ihm behülfli<h ſein, was er verſprach.
Das war das Ende dieſer Tragödie. Es erübrigt nur
no<, 8000 Goldgulden zu bezahlen. „Der das Leben gegeben
hat, wird auh das Geld geben.““ —
Und er hat es gegeben. Der Graf konnte ſeine Schuld
zu den feſtgeſezten Friſten richtig abtragen, ohne ſeinen Unter-
thanen beſhwerli<h zu fallen und ohne zum Bettler zu werden.
Vielmehr hat er noch ein Yanges Leben, auch in guten Ver
mögensumftänden verbracht, denn er war ein trefflicher, jpar-
ſamer Wirth, wie auch ſeine ihm an Geſinnung und Bildung
gleiche Gattin Anaſtaſia, die Tochter der durch ihr muthiges Auf
treten gegen Alba bekannten Gräfin Katharina von Schwarzburg.
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