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durch ſeine Stellung als Sohn und Neffe gehindert, \ſi< offen
für ſie auszuſprehen. Jm Gegenſay zu Oheim und Vater
machte ihn auh das in ſeiner Art und Natur entſchieden über:
wiegende deutſhe Element populär. Wolrad wünſchte ihm,
daß der, welcher die Herzen der Könige in ſeiner Hand hat, es
jo lenfen möge, daß er feine trefflichen Naturgaben zur Ehre
Gottes, zum Vortheil ſeiner Unterthanen und zu ſeinem eigenen
Seelenheil anwende und daß er die Schmeichler und Ohren-
bläſer von fich fern Halte.
Dieſer fromme Wunſch iſt bekanntlich in Erfüllung gegangen.
Denn wenn au< Maximilian als Nachfolger ſeines Vaters auf
dem Kaiſerthron es nicht über ſih vermochte, mit den Traditionen
ſeines Hauſes ganz zu brechen und ſih offen für die Reformation
zu erklären, jo hat er doch wenigſtens bei allen Parteien den
Namen eines wohlwollenden, friedfertigen und gerechten Fürften
erworben. Damals handelte e3 fich gerade darum, ihn als
Statthalter ſeines kaiſerlihen Oheims nah Spanien zu ſchi>en.
Es war dies einer der vielen feingeſponnenen Fäden der Gran-
vellas oder des Kaiſers ſelbſt, welche durch das jähe Zufahren des
Kurfürſten Moriz zerriſſen wurden. Man wollte ihn aus: dem
Lande der Ketzerei entfernen und in das Paradies des wahren
Glaubens ſchi>en, weil man ihm von dieſer Seite her gar nicht
traute. Aber man wollte auch durch feine Entfernung Raum
für Don Philipp, den Sohn des Kaiſers, gewinnen, den
dieſer gern als feinen Nachfolger auch auf dem Kaiferthrone
oder mindeſtens als den Nachfolger ſeines Bruders Ferdinand
geſehen hätte. Maximilian mußte ſich fügen, obgleich er es ungern
genug gethan hat, da auch ſein Vater vonſeiten des Religions-
punktes — den anderen verſhwieg man ihm einftweilen noch —
dafür gewonnen war. So rüſtete er fich damals zu ſeiner ſpaniſchen
Reiſe, unter andern auch durch Aderläffe und ſtärkende Bäder,
als Präſervativ gegen die üblen Einflüſſe des ſpaniſchen Klimas.
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