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günſtigen Umſchwung des öffentlichen Geiſtes auszubeuten, und
wenn auch ein großer Theil der Erfolge der ſogenannten Gegen-
reformation äußeren Gewaltmitteln zuzuſchreiben ift, fo wird
man doch auch billigerweife zugeftehen müſſen, daß ein niht
unbeträchtlicher Theil derſelben auch ohne äußere Gewalt erreicht
worden iſt. Wie man damals, zur Zeit der vollkommenſten
Niederlage der proteſtantiſchen Sache, über dieſen Punkt dachte,
ſpricht unſer Tagebuch überall aus.
Nachdem das Jnterim am 15. Mai publizirt worden war,
begann eine neue Reihe von Beängſtigungen und Demüthigungen
für den Rath der Stadt Augsburg. Gerade hier konnte der
Kaiſer natürlih am wenigſten geſtatten, daß man das Produkt
ſeiner klugen Staatskunſt als todtgeboren behandelte, und
die ſtädtiſche Obrigkeit hätte ihm gern den Willen gethan, wenn
ſih nur unter den Geiſtlichen und dem Volke ein nicht zu heftiger
Widerſtand kundgegeben hätte. Erſt nah der Entlaſſung des
angeſehenſten Predigers der Stadt und grimmigſten Gegners der
neuen Bekenntnißform, Dr. Wolfgang Musculus, waren dem
Interim, wenigſtens in Augsburg, die Wege geebnet. Die
übrigen Kollegen des geiſtlichen Miniſteriums machten zwar
ihrem Haupte keine Schande, doh hielt es niht ſo \{wer,
nahdem man einmal den Schlag gegen dieſes glü>lih geführt
hatte, auch fie nach und nad) zu beſeitigen, und das Junterim
herrſchte jezt bis ins Frühjahr 1552 in den veränderten Gottes-
häuſern der Stadt, von welcher das gemeinſame Bekenntniß
aller Anhänger des gereinigten Evangeliums den Namen trug.
So war ihr der „geharnifchte und pompöfiiche Reichstag” theuer
genug zu ſtehen gekommen: er hatte die religiöſe und zugleich
auh die politiſche Freiheit gekoſtet, viel mehr als dem armen
Walderfer Grafen, deffen Geldbeutel wohl auch fchwer gelitten
hatte, deſſen Gewiſſen und Ehre aber rein geblieben waren,
auh in jener böſen Stunde, wo er vor dem „allergnädigſten“
Kaiſer auf den Knien gelegen hatte.
Sammlung. N. F. XITI. 305.