Full text: Kunsthandwerk und gesunder Menschenverstand

  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
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projaijche Lampe mit ihren profaifchen Beftandtheilen iſt zwar 
ganz dieſelbe geblieben, aber fie ift äußerlich in die Form des 
Kunſtwerkes geſchlüpft. 
Ebenſo ſucht uns der Kunſthandwerker bei unſeren Bildern 
und Spiegeln zu täuſchen und glauben zu machen, wir hätten 
niht mehr einen Holzrahmen, ſondern ein jchönes Blättergerauk 
um denſelben. Vielleicht ſ{hwingt er ſeine Fittiche no höher 
und macht aus unſerem Bett ein einziges rieſiges See-Ungethüm, 
in deſſen Bauch wir dann, wie weiland Jonas, friedlich ruhen; 
die unſchönen, ſpizen Eifenftangen des manchmal fo nothwendigen 
Gitters wandelt er uns in Ranken mancherlei Art um, und ſo 
könnten wir ohne Ende fortfahren, aber Sie ſehen wohl deutlich, 
was der Kunſthandwerker will: er will auch bei den Gegen- 
ſtänden des täglichen Gebrauches uns die angenehme Täuſchung 
ermöglichen, als hätten wir überall Kunſtwerke vor uns. 
Und eifrig ſind ſie geweſen, unſere Kunſthandwerker. Nur 
in den allerärmſten Hütten findet ſi< heutzutage noch das 
primitive, nur der Nothwendigkeit dienende Geräth, ſonſt aber 
iſt alles verziert und ſei es z. B. auch nur durch eine kleine 
Ausjhweifung des Stuhlbeines. Die Art dieſer Verzierung 
ſcheidet den Geſhmavollen und Meiſter vom Stümper. Es 
iſt nicht ſo leicht, wie es ſcheint, den proſaiſcheu Gegenſtänden 
des täglichen Lebens die Geſtalt von Kunſtwerken zu geben. 
Gar viele Forderungen treten dabei an den Kunſthandwerker 
heran, viele Gejege Hat er zu beobachten. Jn Aufriß und 
Linienführung ſoll ſein Werk tadellos ſein, von der Brofilirung 
verlangt man viel, man will Symmetrie und doch wieder Durch: 
brechung derſelben, man verlangt Farbenharmonie, und nun gar 
erſt die beſonderen Stilforderungen im Bunde mit dem allge- 
meinen Schönheitsgeſeß, und zu alledem und alledem muß das 
Erzeugniß des Kunſthandwerkers \{<ließli< und zwar an erſter 
Stelle au< noh unbedingt praktiſ< ſein! Mit alledem hat 
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