Full text: Kunsthandwerk und gesunder Menschenverstand

er 
      
   
     
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
    
   
   
   
   
   
   
   
   
    
   
   
   
   
   
      
inge ſi nur in unſere Münſterkirche zu gehen, um an den Kapitälen 
als der dort zunächſt das gebräuchlichere Laubwerk in ſtiliſirter Form 
eitens | zu ſehen, dann aber auh werden Sie ſehr bald Thiere in dieſem 
Hrift, Ranbwerf und gelegentlich) auh Geſichter entde>en. Gewiſſe 
hmbaren Thiere kommen nun ja ganz natürlicherweiſe in gewiſſen 
rſtellung Laubwerken vor, aber Sie werden auch ſonderbare Thiere darin | 
eligiöfen als herumwandelnd dargeſtellt finden; ein Menſchengeſicht aber 
In der hat in dem Laubwerk oben auf einer Säule von Natur wegen 
ven als nie und nimmer etwas zu fchaffen, und Sie haben hiermit zum 
dieſem erſten Male eine naturwidrige Verwendung. Ebenſo findet fich 
vir uns bereits im romaniſchen Stil das untere Ende von Kragſteinen 
in ihnen mit irgend einem Menjchen- oder Thiergeficht verziert, was ganz 
teht, ob gewiß naturwidrig iſt. Es iſt eben bloße Verzierung und man 
ob man darf nach der Berechtigung gerade dieſer Verzierung im einzelnen | 
‘findung dabei nicht mehr fragen. Die Gothik übernimmt dieſes Erbe 
mit der des romaniſchen Stils und breitet es womöglich noch weiter 
: Zeiten aus. Da erſcheinen geflügelte Drachen als Schlußſteine, 
gerecht Menichengefichter unter Laub als Ende eines Giebelfeld-Schluſſes ; 
den wir Thürklopfer ſind eingelaſſeu in Menſchen- und Thierköpfe, welche 
veiſe an mitten aus der blanken Thür herauswachſen, und Jedem fallen 
- irgend wohl am meiſten oben am Dachende de verjchiedenartigen 
üßt, jo Waſſerſpeier auf, welche an und für ſih ſo naturwidrig wie 
bedeuten möglich find, da weder eine Thier-, noch eine Menfchenfigur in 
nit ver: jofcher Lage in Wirklichkeit auch nur wenige Augenblide zu- 
pir alſo bringen kann, ſondern nach den Geſeßen der Phyſik in die Tiefe 
weiteres herabſchießen müßte. Dieſe Waſſerſpeier können au< unter die 
ıcht jede ſymboliſchen Zeichen gerechnet werden, denn man ſagt, es ſeien 
entik. böſe Dämonen, die, von dem Heiligen im Gotteshauſe verjagt, 
1d ſucht voll Entjegen nach allen Seiten in die Tiefe flüchteten. 
len und Aber mag man ſie nun als Symbol oder bloßes Ornament 
iet der auffaſſen, ſie widerſprechen an ſi<h dem geſunden Menſchen- 
rauchen verſtand und find nur als von jeher beſtehend zu dulden. Es 
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