Full text: Kunsthandwerk und gesunder Menschenverstand

      
     
       
     
    
    
   
     
   
    
    
  
   
     
   
  
  
   
    
     
  
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Ein eben ſolcher Widerſpruch zur gemeinen Naturgeſchichte 
und offenbar ein reines Verlegenheits-Erzeugniß des Künſtlers 
iſt der auf Abbildung 6 dargeſtellte Fuß eines gothiſcheu Tauf- 
be>ens aus der Kirche zu Wetter a. d. Ruhr. Der Künſtler 
hatte offenbar einmal etwas gehört von den ſymboliſchen Löwen 
die als Träger ſhwerer Laſten verwendet werden, aber er kam 
in Widerſtreit zwiſchen der Symbolik und ſeinem natürlichen 
M H jenverſtand; die Symbolik wollte ihm nicht einleuŸten, 
d ſo folgte er ſeinem natürlichen Menſchenverſtand und ſtellte 
die Säulen auf feſten Boden, war aber dabei jo Schwach, daß 
er glaubte, die Löwen beibehalten zu müſſen, und fo ſchnitt er 
denn ſeinen Löwen mitten entzwei und klebte das eine Ende 
vorn, das andere hinten an die Säulenbaſis an. So waren 
beide Dinge, Symbolik und geſunder Menſchenverſtand, glücklich 
miteinander vereinigt! 
Daß eine Verſündigung gegen den geſunden Menſchen- 
verſtand im Kunſthandwerk auch bei der freieſten Phantaſie und 
bei den ſhwierigſten Aufgaben durchaus nicht nothwendig iſt 
und daß es nur davon abhängt, ob der betreffende Schöpfer 
ein wirklicher Künftler ift oder niht, ſieht man ganz deutlich 
aus dem folgenden meiner Bilder hier, welches eine Seiten: 
wange aus dem Chorgeſtühl im Dom zu Mainz (Abbildung 7) 
darſtellt. Die ſämtlichen Verzierungen an dieſem fchönen 
Renaiſſancewerk aus der lehten Hälfte des 16. Jahrhunderts 
ſind mit ungeheuer freier Phantaſie geſchaffen und die Auf- 
gabe, die hier im beſonderen vorlag, eine ſolche Seitenwange 
fünſtleriſ<h frei und niht bloß dekorativ zu verzieren, iſt 
gewiß feine leihte. Aber betrachten Sie, wie der Künſtler fie 
gelöſt hat, Mitten auf der Armlehne ruht feſt und ſicher das 
wunderbare, aus Menſchenleib, Pferdeleib und Drachenſhwanz 
zuſammengeſeßte Weſen, welches oben auf dem gerollten Doppel- 
\hweif der kleinen Pſyche ſicheren Siy gewährt, die ihrerſeits 
(713; 
  
	        
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