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Punkte der Geldfrage häufig nah beiden Seiten hin, die über-
haupt möglich ſind. Er werthet ſein Erzeugniß manchmal zu
Hoch und manchmal zu niedrig, und glauben Sie nicht, meine
verehrten Zuhörer, daß das lettere weniger oft vorkäme, als das
erſtere. Nun iſ es ja, wie vorausgeſchi>t wurde, ſ{wer, einen
unbedingt feſten Preis für ein Erzeugniß des Kunſthandwerks
zu beſtimmen, aber der Kunſthandwerker hätte zu einer einiger-
maßen ſicheren Preisbeftimmung doc meines Erachtens Mittel
genug. Wenn er jein Material, feine Arbeitszeit berechnet, dabei
dann aber auch fein Gejchik oder auch Ungejchiet zur Arbeit
mit berücfichtigt, fih für feine Entwürfe, wenn er fie ſelbſt
gemacht, etwas rechnet und auh einen entſprehenden Unter-
nehmergewinn darauf \{lägt, ſo muß er doch ohne ſonderlich
viel Mühe auf einen feſten und beſtimmten Preis kommen, und
die genannten fünf Rechnungsfaktoren find doch wahrhaftig ſo
[hwierig nicht zu behalten. Nun muß ih es aber hier aus-
ſprechen, daß noch ziemlich viele unſerer hieſigen Kunſthandwerker
das Rechnen fchlecht gelernt haben. Doch ich will nicht weitere
Vorwürfe machen und habe auch den gemachten Vorwurf nur
aus lauterem Wohlwollen für unſere Kunſthandwerker ſelbſt
gemacht. Jh will ſtatt weiterer Vorwürfe nur zwei ganz be:
ſtimmte Forderungen hier auſſtellen, denen unſere Kunſthand-
werker unbedingt nahkommen müſſen. Sie müſſen unter allen
Umſtänden den Preis des ihnen beſtellten Gegenſtandes zum
boraus vor der Anfertigung unbedingt angeben. Es wäre ja
freilich ſehr jchön, wenn alle unfere Beſteller Hier im Bezirke
Kröſuſſe wären, deren Geldmittel nun und nimmer erſchöpft werden
könnten, und wenn ferner alle unſere Kunſthandwerker ſo grund-
ehrliche und biedere und tüchtige und begabte Leute wären, daß
man ſie ruhig fich ſelbſt überlaſſen könnte und mit dem \ließli<
zu ſtande gekommenen Erzeugniß der Kunſt in jeder Beziehung
zufrieden ſein könnte. Das iſt ſo etwa das Jdeal, welches
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