Full text: Kunsthandwerk und gesunder Menschenverstand

   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
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Greilih iſt auh der größte Künſtler ein Menſch und als 
Menſch nicht nur in ſeinem Schaffen an die Grenze der Mensch 
lichkeit gebunden, ſondern auch genöthigt, durch fein Schaffen 
ſih ſeine menſchlichen Bedürfniſſe zu beſchaffen. Aber ſoweit 
er wirkli<h Künſtler iſt, hat er keinen anderen Zwe>, als 
im Stoff körperli<h das zu geſtalten, was geiſtig in ihm 
lebt und nah Geſtaltung ringt. Seine Werke ſind als Kunſt- 
werke nur ſi< ſelbſt Zwe>. Freilich erfüllen auch dieſe 
Kunſtwerke wieder irgend einen Nebenzwe> und ſei es nur den 
der Ausihmücdung. Aber darin liegt nicht die Hauptbedeutung 
des Kunſtwerkes; des Kunſtwerkes Hauptzwe> iſt, durch fi) 
ſelbſt zu wirken, und es würde ſo wirken auh ohne Zuſammen- 
hang mit irgend welcher Umgebung, wenn dies überhaupt 
möglih wäre. Man nehme eine klaſſiſche Statue, ein flaſſiſches 
Bild und ſtelle es wohin man will, ſeine wirkliche Bedeutung 
wird nichts verlieren, wenn auh die Geſamtwirkung ſonſt unter 
anderer Umgebung eine großartigere wäre. 
Das Handwerk ſchafft Gegenſtände zum täglichen Gebrauch: 
Wohnung, Kleidung, Sißgelegenheit, Verſchlüſſe, Liegegelegenheit 
und jo fort. 
Zwiſchen dieſe beiden tritt das Kunſthandwerk. Es bleibt 
der Hauptſache nah Handwerk, es ſhaft auch nur Gegenſtände 
zum täglichen Gebraud). Sobald es über dieſe Grenze hinaus- 
geht, hört es auf, Kunſthandwerk zu ſein und tritt in Wett- 
bewerb mit der Kunſt; der Kunſthandwerker verſucht dann, ein 
Künſtler zu werden. Aber dieſe Gegenſtände zum täglichen 
Gebrauch ſucht das Kunſthandwerk ſo zu geſtalten, daß fie wo- 
möglih den Schein reiner Kunſtwerke in uns erwe>en. Es 
ſucht uns zu täuſchen über den proſaiſchen Zwe> des jeweiligen 
Gegenſtandes und uns einige Augenblicke die Vorſtellung zu geben, 
als befänden wir uns einem wirklichen Kunſtwerk gegenüber. Laſſen 
Sie mich das an einigen ganz gewöhnlichen Beiſpielen erläutern. 
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