Full text: Allgemeine Theorie des Electrodynamometers

  
  
  
  
  
  
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Ad VIERTER ABSCHNITT. CONSTANTE ELECTROMOTORISCHE KRÄFTE. 
Dieser Umstand macht uns daran aufmerksam, dass das so gefundene Integral nur mit gewisser 
Vorsicht benützt werden darf. 
Wir können aber bei dieser Gelegenheit bemerken, dass es viele andere physikalische Probleme 
giebt, deren Theorie ähnliche oder noch auffallendere scheinbare Anomalien zeigt. 
Dies ist der Fall, wenn man bei Betrachtung der elastischen Schwingungen die elastische Kraft 
gleich setzt einer nach steigenden Potenzen der Entfernung von der Ruhelage fortschreitenden Reihe und 
dabei nicht nur das erste Glied, sondern auch die höheren Glieder berücksichtigt; ferner, wenn man im 
Problem der drei Körper die Glieder höherer Ordnung mit berücksichtigt. 
Man findet bei diesen Beispielen dann mit der Zeit multiplieirte, in der Zeit periodische Glieder, 
deren Amplitude also im Laufe der Zeit alle Grenzen übersteigen würde. 
Indess beweisen diese Resultate, im Wesentlichen, gar Nichts, weder in Bezug auf die Richtigkeit 
der angewandten Methode, noch bezüglich der Natur der untersuchten Erscheinung. 
Nur denjenigen Punct der zu Grunde gelegten Hypothese bekräftigen sie, dass die Zeit selbst als 
klein anzusehen ist und die gefundenen Integrale nur für ein mässiges Zeitintervall anzuwenden sind.* 
Es folgt daraus unmittelbar, dass auch die nach der Methode der Variation der Parameter in der 
zweiten Annäherung erhaltenen Integrale nur für ein geringes Zeitintervall Geltung haben; das Zeit- 
intervall oder die Zeitintervalle selbst sind beliebig wählbar, indess entspricht es der Natur der zu bilden- 
den Lösung am besten, wenn diese auf diejenige Phase der Erscheinung angewendet wird, in welcher, 
innerhalb eines verhältnissmässig kurzen Zeitraumes, sehr bedeutende Intensitätsänderungen stattfinden. 
Diese Phase der Erscheinung beginnt sofort, wenn die Beziehungen der durch das Instrument flies- 
senden Ströme (oder der dieselben führenden Leiter) zu den gegebenen äusseren eleetromotorischen Kräf- 
ten plötzlich geändert werden. 
Dies tritt ein, durch Stromschluss, dadurch werden in den Stromkreis plötzlich gegebene electro- 
motorische Kräfte eingeschaltet ; durch Stromshunt (kurzer Schluss), wodurch gegebene electromotorische 
Kräfte aus dem Stromkreis ausgeschaltet werden; durch Stromunterbrechung, die auch die Continuität 
des Leiters unterbricht; schliesslich durch Überbrückung. 
In solchen Fällen entsteht in Folge der plötzlichen Wirkungsänderung der gegebenen electromoto- 
rischen Kräfte eine Inductionserscheinung, die unter gewöhnlichen Umständen, erfahrungsgemäss, von 
sehr kurzer Dauer ist, und schon nach wenigen Secunden in ein solches Stadium tritt, als ob die gege- 
benen eleetromotorischen Kräfte schon seit sehr Langem so wirkten, wie sie seit Beginn der betrachteten 
Erscheinung thatsächlich wirken. 
Es reducirt sich demnach die Inductionserscheinung nach sehr kurzer Zeit auf diejenigen geringen 
Intensitätsänderungen, die in Folge der Bewegung des suspendirten Theiles des Instrumentes auftreten, 
und auf diejenigen geringen Bewegungsänderungen, die in Folge der eleetrodynamisch-ponderomoto- 
rischen Rückwirkung der erwähnten Intensitätsänderungen auf die Bewegung des suspendirten Theiles 
entstehen. 
Die soeben angestellten Betrachtungen ergeben von selbst, dass man die in den $$ 24—30 erläu- 
terte Methode der Variation der Parameter mit Erfolg zur Bereehnung derjenigen Werthe der Intensität 
der durch den Apparat hindurchgehenden Ströme und der Elongation seines beweglichen Theiles anwen- 
den kann, die sich auf den kurzen Zeitraum beziehen, weleher unmittelbar nach dem Stromschluss, 
* Vergl. Jacosı, Vorlesungen über Dynamik, herausgegeben von CLkzscH ; pagg. 29, 30. Berlin, 1866. 
  
 
	        
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