Full text: Handbuch der elektrischen Beleuchtung

  
2 I. Die elektrischen Lichtquellen. 
zunehmender Temperatur und mit der dem Faden zugeführten elektrischen 
Energie. Sind die ersten beiden Verluste ausgeschlossen und kann die 
zugeführte Energie nur durch Strahlung abgeführt werden, so wird der 
stationäre Zustand, bei welchem die zugeführte Energie der abgeführten 
das Gleichgewicht hält, erst bei einer höheren Temperatur als sonst 
erreicht. Dies findet statt, wenn der Faden im luftleeren Raum zum 
Glühen gebracht wird. Darum besteht die Glühlampe aus einem Kohlen- 
faden, der in eine möglichst luftleere Glasbirne eingeschlossen ist. 
Die Wirksamkeit der Glühlampe, d. h. die Ausstrahlung von Licht 
dauert während ihrer Verwendungszeit nicht unverändert fort, sondern 
nimmt fortwährend ab, um schliesslich fast zu verschwinden, selbst wenn 
von allen Zufällen abgesehen wird, welche ihr ein vorzeitiges Ende setzen 
könnten. Zunächst wird das Glasgefäss besonders zu Anfang der Brenn- 
dauer durch Beschlagen mit Kohlentheilen immer mehr getrübt. Dieses 
Anblaken rührt zum Theil davon her, dass das Glas besonders an der 
Einschmelzstelle der Stromzuführungsdrähte dem Atmosphärendrucke 
nicht vollständig widersteht und geringe Mengen Luft in das Innere der 
Lampen eindringen lässt. 
Um diesen Betrag möglichst zu verringern, stellt man die Strom- 
zuführungsdrähte an Stellen, wo sie in den Lampenfuss eingeschmolzen 
sind, aus Platin her. Dadurch erhält man zwar für die beiden an der 
Schmelzstelle vereinigten Stoffe annähernd gleiche Ausdehnungskoeffli- 
cienten, so dass sie sich bei erreichter gleicher Erwärmung gleich stark 
ausdehnen; doch tritt infolge ungleicher specifischer Wärmekoefficienten 
jener Stoffe beim Ein- oder Ausschalten des Fadens bis zur Erreichung 
des Gleichgewichtszustandes ungleiche Erwärmung und daher ungleiche 
Ausdehnung auf, was Lufteintritt bei Ein- und Ausschaltung des Fadens 
verursacht. 
Zum Theil rührt ferner das Schwarzwerden der Glaswandungen 
von der Verdampfung der Kohle infolge der hohen Temperatur her, zum 
Theil liegt nach Fleming und Anthony die Ursache des Kohlennieder- 
schlages in der statischen Ladung des Kohlenbügels. Es würden hiernach 
die oft auf dem Glase benutzter Glühlampen beobachteten Streifen dem 
geometrischen Ort der geringsten Entfernungen zwischen Faden und 
Wand entsprechen, was die Beobachtung an vielen ausgebrannten 
Lampen bestätigt. Diese statische Wirkung tritt ausserdem bei An- 
wendung von Gleichstrom einseitig und zwar am negativen Schenkel 
des Kohlenbügels stärker auf. 
Durch die Ablösung der Kohlentheilchen wird der Faden beständig 
dünner, sein Widerstand also immer grösser. Bei gleicher Klemmen- 
spannung verringert sich also der im Faden verzehrte elektrische Effekt 
und deshalb auch die Temperatur des Fadens. Allerdings nimmt gleich- 
  
 
	        
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