Erstes Kapitel.
Allgemeine Darlegung der Inductionsvorgänge in
Wechselstromtransformatoren.
In den Wechselstromtransformatoren wird der Strom nicht 177
wie ın den Dynamomaschinen durch relative Lagenänderung zwischen
Magneten und Armaturspulen, sondern durch Veränderung des magne-
tischen Zustandes von ruhenden Eisenmassen hervorgerufen.
Wenn man in der primären Rolle eines Inductoriums (Page-
Stöhrer-Ruhmkorff’scher Inductionsapparat) einen Strom, etwa
den einer Batterie, abwechselnd schliesst und öffnet, so erhält man in
der secundären Spule einen Inductionsstrom, dessen elektromotorische
Kraft in jedem Augenblicke durch das Verhältniss bestimmt wird, in
welchem die Zahl der durch die Windungsfläche der Rolle gehenden
Kraftlinien sich in der Zeiteinheit ändert. Ist N die Gesammtzahl
der Kraftlinien, welche der indueirte Strom in der Zeit Z entwickelt,
!
so ist die mittlere elektromotorische Kraft dieses Stromes gleich —.
Je kleiner die Zeit £, je rascher also die z. B. dem Oeffnen des pri-
mären Stromkreises entsprechenden Inductionsströme in der secundären
kolle verlaufen, desto höher steigt die mittlere elektromotorische Kraft
derselben an (I. p. 70 ft.).
Man kann die Aenderung der elektromotorischen Kraft
des indueirten Stromes ohne Unterbrechungsapparat auch periodisch
vornehmen, wenn man als primäre Stromquelle nicht eine Batterie, die
man abwechselnd schliesst und öffnet, sondern den Strom einer Wechsel-
strommaschine verwendet.
Dieses Princip ist in den modernen Transformatoren oder Se-
cundärgeneratoren verwerthet.
Dieselben enthalten grosse, gut zertheilte, magnetisch geschlossene
Eisenmassen, welche als Mantel die beiden Windungssysteme möglichst
enge umschliessen (Manteltransformatoren!!) oder als Kern, wie im
Gramme’schen Ring, von den Windungen möglichst enge umschlossen
werden (Kerntransformatoren!), und zwar in der Weise, dass das
! Die Bezeichnung „Kern- und Manteltransformatoren“ rührt von
Kapp her. Eleetr. Review 22, p. 171. 1888.