Full text: Handbuch der Elektrotechnik (2. Band, 1. Hälfte)

  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
   
  
  
  
  
     
Erstes Kapitel. 
Eıule:ıLano. 
Jede Wechselstrommaschine enthält zwei wesentliche Bestand- 
theile: ein magnetisches Feld, das entweder durch permanente Magnete 
oder durch Elektromagnete gebildet wird, und eine Armatur, d.h. ein 
System von Drahtspulen, welches seine relative Lage gegen das magne- 
tische Feld ändert. Die hierdurch entstehenden elektromotorischen Kräfte 
werden so gesammelt, dass sie in sämmtlichen Spulen, bezw. in einzelnen 
Gruppen, in jedem Momente sich addiren, während ihre Richtung, je 
nach der Lage der Spulen zum magnetischen Felde, periodisch wechselt. 
In allen diesen Punkten besteht zwischen den Wechselstrom- 
maschinen und den Gleichstrommaschinen (die sog. „Unipolar- 
maschinen‘, II. p. 1 ff., ausgenommen) keine wesentliche Verschieden- 
heit. Während aber in letzteren durch geeignete Anbringung eines 
Commutators die Stromimpulse stets in gleicher Richtung im äusseren 
Stromkreise verlaufen, fällt bei den Wechselstrommaschinen der 
Commutator weg; an seine Stelle treten in der Regel zwei von 
einander isolirte Metallringe, welche mit den Drahtenden der Armatur- 
spulen in Verbindung stehen und auf denen zwei Bürsten als Strom- 
abnehmer schleifen. An diese Bürsten wird die äussere Leitung an- 
geschlossen, in welcher der Strom in rascher Folge seine Richtung 
periodisch ändert. 
Die Armaturspulen enthalten entweder Eisenkerne oder nicht. 
In ersterem Falle wird zwar die Induction im allgemeinen gesteigert; 
allein da die Eisenkerne auch bei sorgfältigster Zertheilung des Eisens 
sich unter dem Einflusse der rasch wechselnden Stromimpulse erhitzen 
(siehe II. $8$ 188 ff.), so verzichtet man häufig auf die erhöhte Inductions- 
wirkung und verwendet kein Eisen in den Spulen. 
Die Wechselstrommaschinen gewähren die Annehmlichkeit, 
dass sich die Armaturspulen in der mannigfachsten Art vereinigen 
lassen. Man kann sämmtliche Spulen hinter einander schalten oder 
parallel verbinden oder endlich gruppenweise parallel verbundene 
Armaturspulen mit den übrigen, ähnlich vereinigten Spulen hinter einander 
schalten und hierdurch aus der Maschine entweder schwache Ströme von 
hoher Spannung oder stärkere Ströme von geringerer Spannung ent- 
nehmen, bezw. mehrere Stromkreise durch eine Maschine unabhängig 
von einander betreiben. 
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