182 Elftes Kapitel.
kreises so, dass die Stromstärke bei verschiedener Geschwindigkeit
konstant bleibt, so können wir entweder mit geringer Geschwindig-
keit (also kleiner elektromotorischer Kraft) oder mit hoher Ge-
schwindigkeit (also auch grosser elektromotorischer Kraft) arbeiten,
ohne dass in dem einen Fall Funken auftreten, wenn sie im andern
nicht vorhanden waren. Haben wir aber die Maschine für geringe
Geschwindigkeit und kleine elektromotorische Kraft eingestellt und
wollen wir nun mit grosser Geschwindigkeit, aber unveränderter
elektromotorischer Kraft arbeiten, so müssen wir das Magnetfeld
schwächen. In diesem Falle können Funken auftreten; es rührt
dies indessen keineswegs von der grossen Geschwindigkeit selbst
her, sondern davon, dass diese zur Erzeugung derselben elektro-
ınotorischen Kraft ein schwächeres Feld bedingt, das zum funkenfreien
Kommutiren nicht ausreicht.
56. Gegenwindungen des Ankers.
Wir haben gesehen, dass ein gewisser Theil des Magnetfeldes,
nämlich der durch den vordern Polschuhrand gebildete, für die Um-
kehrung der Stromrichtung benutzt werden muss. Dieses Stück des
Feldes liefert also keinen Beitrag zu der gesammten elektromoto-
rischen Kraft des Ankers und geht deshalb für die nutzbare Arbeit
der Maschine verloren. Hieraus erklärt sich der Unterschied in der
Leistung der Maschine, je nachdem sie belastet oder unbelastet
läuft. In dem letzten Falle befinden sich die Bürsten mitten zwischen
den Polen, und alle Kraftlinien werden für die Erzeugung der
elektromotorischen Kraft benutzt. Wird die Maschine aber belastet,
so müssen wir die Bürsten nach vorwärts verschieben und verlieren
dadurch einen Theil der Kraftlinien; die elektromotorische Kraft
wird also kleiner. Hieraus erklärt es sich, dass die statische
elektromotorische Kraft immer grösser ist als die dynamische. Zu
diesem Unterschied kommt noch die Spannungsabnahme in dem Anker,
so dass die an den Bürsten gemessene Spannung merklich kleiner
ist, wenn die Maschine Arbeit leistet, als wenn sie bei offenem Strom-
kreise läuft,
Der Spannungsverlust, der von der Rückwirkung des Ankers
herrührt, kann auch noch auf andere Weise dargestellt werden!).
!) Esson und Swinburne, Journal of the Institution of Electrical
Engineers 15, 1886, 79, 1890 und 20, 1891.