56. Gegenwindungen des Ankers. 187
ausserhalb des Feldes, so würden Kraftlinien aus dem Ankerkern
an dem obern Ende des Durchmessers A A austreten und rechts am
untern Ende wieder eintreten; dadurch entstände in diesen beiden
Theilen eine nördliche, bezw. südliche Polarität (vergl. auch Fig. 72).
Da sich jedoch der Anker zwischen den Feldmagneten befindet, so
können sich diese Polaritäten nicht in derselben Weise entwickeln,
obgleich die Tendenz dazu bestehen bleibt. Die wirklich entstehende
Kraftlinienströmung bildet vielmehr die Resultante der Wirkungen,
die Magnete und Anker beide für sich ausüben.
Nun können wir uns nach Esson’s Vorgang die magnetisirende
Wirkung der Ankerdrähte von zwei Gruppen von Spulen herrührend
denken, die rechtwinklig zu einander stehen: nämlich einer vertikalen
Spule, die die Windungen von a bis 5 und von c bis d umfasst,
und einer horizontalen, zu der die Windungen zwischen a und e
und zwischen 5 und d gehören. Die erste Spule inducirt Kraft-
linien, die die entgegengesetzte Richtung haben, wie die von den
Feldmagneten hervorgerufenen; die andere erzeugt dazu senkrecht
gerichtete Linien. Esson nennt diese Spulen Gegenwindungen und
Querwindungen des Ankers.
Die Kraftlinien, die von den Feldmagneten herrühren, kann man
sich durch eine erregende Kraft X entstanden denken, die durch
einen Strom in einem einzigen Draht D zwischen den Magnet-
schenkeln erzeugt wird (vergl. Fig. 22 und 23). Wir haben im
fünften Kapitel gezeigt, dass ein solcher Draht dieselbe Wirkung
ausübt, wie die Spulen der Feldmagnete und dass diese Wirkung
ziemlich unabhängig von der Lage des Drahtes ist. Es ist nun
klar, dass sich alle Windungen zwischen a und 5 in magnetischer
Beziehung ebenso verhalten wie der Draht D, da sie ebenfalls in
dem Raum zwischen Anker und Joch liegen. Da die Stromrichtung
in diesen Windungen der im Drahte D entgegengesetzt ist, so wird
die gesammte auf die Magnete wirkende Kraft gleich X, vermindert
um das Produkt aus Stromstärke und Anzahl der Gegenwindungen.
Führen wir für dies Produkt das Zeichen X, ein, so wird unter
Beibehaltung der frühern Bezeichnungen:
2 — 91 — ;
wo i die Stromstärke im Anker bedeutet. Diese Formel ist sowohl
für zweipolige als mehrpolige Maschinen anwendbar. Sie kann aber
noch zweckmässiger gestaltet werden, wenn wir den Verschiebungs-