296 Dreizehntes Kapitel.
beim Betriebe entspricht. Die dem Anker zugeführte elektrische
Energie lässt sich mit grosser Genauigkeit messen und ebenso die
für die Erregung der Feldmagnete erforderliche. Der Versuch er-
fordert nur einen Tourenzähler, einen Strom- und einen Spannungs-
messer.
Das Ergebnis genügt jedoch nicht für praktische Zwecke. Es
ist ja immerhin von Werth, genau zu wissen, wieviel Energie im
Anker und wieviel in den Feldmagneten verloren geht; bei der
ersten genügt uns jedoch nicht nur die Kenntnis ihres Betrages,
sondern wir müssen auch wissen, wie sie sich zusammensetzt. Nur
auf diese Weise lässt sich feststellen, wo Verbesserungen anzubringen
sind und wie Abänderungen wirken. Nehmen wir z.B. an, wir
wollten bestimmen, wie weit die Drähte zu theilen seien, um Wirbel-
ströme in ihnen auszuschliessen. Je mehr wir die Drähte zertheilen,
um so mehr Raum ist offenbar für die Isolation erforderlich und um
so theurer wird die Maschine, aber auch um so geringer werden die
Wirbelströme. Bei der Ausführung der Maschine müssen wir aber
sowohl bestrebt sein, sie theoretisch möglichst vollkommen zu machen,
als auch die Schwierigkeiten der Herstellung nicht unnöthig zu ver-
grössern. Der Konstrukteur muss also, um zwischen diesen einander
widerstreitenden Anforderungen die Mitte zu halten, genau wissen,
wie weit die Zertheilung der Leiter von Einfluss ist. Dies lässt
sich jedoch nur bestimmen, wenn er den Verlust ermitteln kann,
den die ungenügende Theilung eines beliebig gestalteten Leiters mit
sich bringt, d. h., wenn man die durch Wirbelströme bedingten Ver-
luste vom gesammten Verluste trennen kann.
Bei der gleichen Feldstärke ist der durch Hysteresis verursachte
Verlust proportional der Geschwindigkeit; dasselbe gilt auch für die
Reibungsverluste, wenn die Geschwindigkeit nicht zu klein wird.
Die von Wirbelströmen herrührenden Verluste sind dagegen dem
Quadrate der elektromotorischen Kraft proportional und müssen da-
her für die gleiche Feldstärke auch dem Quadrate der Geschwindig-
keit proportional sein. Die beiden Arten von Verlusten befolgen
also .verschiedene Gesetze. Wir benutzen diese Thatsache, um die
Verluste in folgender Weise getrennt zu bestimmen.
Die zu untersuchende Maschine wird durch den konstanten
Strom einer unabhängigen Elektricitätsquelle erregt. Ferner schickt
man einen Strom durch den Anker, der dadurch in Bewegung ge-
setzt wird, und variirt die Spannung, um verschiedene Geschwindig-