Fünfzehntes Kapitel.
76. Einfachster Fall einer Wechselstrommaschine. — 77. Messung
der elektromotorischen Kraft. — 78. Dynamomaschine für Gleich-
und Wechselstrom. — 79. Elektromotorische Kraft der Wechselstrom-
maschinen. — 80. Selbstinduktion im Anker der Wechselstrom-
maschinen. — 81. Vektordiagramm. — 82. Leistung eines Wechsel-
stromes. — 83. Bedingungen für das Maximum der Leistung. —
84. Anwendung auf Motoren.
76. Einfachster Fall einer Wechselstrommaschine.
Dreht sich ein geschlossener Leiter so in einem magnetischen
Felde, dass er Kraftlinien schneidet, so wird er der Sitz einer elek-
tromotorischen Kraft von wechselnder Richtung. Eine Maschine,
bei der sich ein solcher Vorgang abspielt, ist eine Wechselstrom-
maschine. Ihre denkbar einfachste Form ist ein metallischer Ring
oder eine Drahtspule, welche um ihren vertikalen Durchmesser im
Erdfelde rotirt. Wenn die Windungsebene der Spule senkrecht zum
Meridian steht, so werden keine Kraftlinien geschnitten, während
in dem Augenblicke, wo die Windungsfläche durch den Meridian
geht, die Anzahl der geschnittenen Kraftlinien und folglich auch die
erzeugte elektromotorische Kraft ein Maximum ist. Mit der elektro-
motorischen Kraft, welche in der Spule ihre Richtung wechselt,
kann man in jedem beliebigen Leiter einen Wechselstrom erzeugen.
Wären z. B. die beiden Enden der Spule, wie Fig. 94 zeigt, mit
dem Kohlenfaden einer Glühlampe verbunden, so würde diese An-
ordnung eine sehr einfache, elektrische Lichtanlage darstellen, wenn
es sich ermöglichen liesse, den Apparat mit der nöthigen Geschwin-
digkeit zu betreiben. Dass dies jedoch ganz unausführbar ist, zeigt
die folgende Berechnung. Nehmen wir an, die Spule bestehe aus
1000 Windungen und habe einen Durchmesser von 1 m, so müsste
sie 20000 Umdrehungen in der Minute machen, um eine Glühlampe