298 Sechzehntes Kapitel.
Leistung der Dampfmaschine vermehren. Die Phasenverschiebung
wird in Folge dessen grösser, der Punkt P bewegt sich auf der
Energiekurve von O0 weg, und die Leistung der Wechselstrom-
maschine nimmt also gleichfalls zu. Die einzelnen Zustände sind
demnach vollkommen stationär. Sobald der Dampfmaschine mehr
Energie zugeführt wird, wächst auch die Leistung der Wechselstrom-
maschine und umgekehrt. Diese automatische Regulirung hat jedoch
ihre Grenzen.
Eilt die Dampfmaschine so weit vor, dass der Radius Vektor
mit OA zusammenfällt, so kann die Wechselstrommaschine nicht
mehr Energie absorbiren. Wächst alsdann der Phasenunterschied
noch weiter, so nimmt die Leistung ab, und die Dampfmaschine
geht durch. Die Energiekurve ist in diesem Theile punktirt ge-
zeichnet. Will man auf diesem Theile arbeiten, so müssen die
beiden Maschinen fest mit einander gekuppelt sein. Die kleine
Maschine eilt in diesem Falle um mehr als 90° vor, d. h. ihre
elektromotorische Kraft hat theilweise dieselbe Richtung wie die der
grossen Maschine. Die beiden Maschinen sind also hinter einander
geschaltet. Dies ist aber nur möglich, wenn sie fest mit einander
gekuppelt sind. Sonst können sie nur in Parallelschaltung arbeiten.
Das Diagramm enthält noch eine zweite Energiekurve auf der
) rechten Seite, die das Wort Motor einschliesst. Sie bezieht sich auf
das Verhalten der Maschine, wenn sie als Motor läuft und in der
Phase hinter der grossen Maschine zurückbleibt. Je stärker der
Motor belastet wird, um so mehr wächst die Verzögerung und da-
mit die Leistung. Erreicht der Radius die Linie O B, so steigt die
Energie langsamer an und jenseits von OB regulirt sich die Ma-
schine nicht mehr selbst. Um dies zu vermeiden, arbeitet man am
besten mit einer geringen Phasenverschiebung, so dass auch ein
plötzliches und unvorhergesehenes Anwachsen der Belastung die
Selbstregulirung nicht stört.
Die Grenzen, innerhalb deren sich die Maschine sowohl als
Motor wie als Generator sicher selbst regulirt, sind in der Figur
durch den Winkel angegeben, der als normale Leistung bezeichnet
ist. Er ist ungefähr gleich 45°.
Benutzt man die Maschine nur als Generator, so ist die Gefahr,
dass die zugeführte Energie zu gross wird, offenbar nicht so gross
wie bei dem Motor die Gefahr der Ueberlastung. Wir können des-
halb eine grössere Phasenverschiebung zulassen, als das Diagramm