92. Einfluss der Dampfmaschinen auf den Parallelbetrieb. 305
ohne Weiteres parallel geschaltet werden; die resultirende Span-
nung ist gleich dem Mittelwerth aus den Spannungen beider
Maschinen.
92, Einfluss der Dampfmaschinen auf den Parallelbetrieb.
Im 90. Abschnitt ist gezeigt worden, dass die voreilende Ma-
schine mehr Arbeit leisten muss, also die Parallelschaltung zweier
Dynamomaschinen deshalb möglich ist, weil sie das Bestreben haben,
gegenseitig Unregelmässigkeiten in ihren Geschwindigkeiten auszu-
gleichen. Diese Unregelmässigkeiten werden durch die Dampfmaschine
selbst erzeugt, da die auf den Kurbelzapfen ausgeübte tangentiale Kraft
in weiten Grenzen schwankt. Denken wir uns nun zwei Dampfdynamo-
maschinen in Parallelbetrieb. Wenn nicht nur die Dynamomaschinen,
sondern auch die Dampfmaschinen synehron laufen (d.h. wenn ent-
sprechende Kurbeln beider Dampfmaschinen dieselbe Stellung haben
und die Dampfmaschinen in jeder Beziehung gleich sind), so werden
beide Anker immer gleiche Stellungen einnehmen, also gegeneinander
keine Phasenverschiebung haben. Wenn die zwei Maschinensätze
so gekuppelt sind, ist es jedoch ein Zufall. Meistens werden die
Dampfmaschinen nicht synchronisirt, sondern die Parallelschaltung
wird nur mit Rücksicht auf die Dynamomaschinen vorgenommen,
und dann kann es vorkommen, dass die Kurbelstellungen bei den
Dampfmaschinen beträchtlich abweichen, wobei die Ungleichförmig-
keit im Gang der Dampfmaschinen sich fühlbar macht.
Der Grad der Ungleichförmigkeit in der Drehgeschwindigkeit
der Dampfmaschinenwelle wird angegeben unter der Voraussetzung,
dass das ausgeübte Drehmoment konstant ist. Ein solcher Fall tritt
ein, wenn die Dampfmaschine eine Mühle, Spinnerei oder auch eine
Gleichstrommaschine antreibt. Das von der Dampfmaschine geforderte
Drehmoment ist in allen diesen Fällen von kleinen Schwankungen
in der Geschwindigkeit beinahe ganz unabhängig. Beim Parallel-
betrieb von Wechselstrommaschinen kann jedoch der so ermittelte
Ungleichförmigkeitsgrad nicht im vollen Maasse eintreten, weil durch
das Voreilen einer Maschine ihre Belastung, d. h. das von ihr zu
liefernde Drehmoment sofort wächst und durch ihr Nacheilen ab-
nimmt, wodurch natürlich der Ungleichförmigkeitsgrad von selbst
vermindert wird. Da es sich für-uns jedoch zunächst nur darum
handelt, im Allgemeinen den Einfluss des Ungleichförmigkeitsgrades
Kapp, Dynamomaschinen. 2. Auflage. 20