92, Einfluss der Dampfmaschinen auf den Parallelbetrieb. 307
spricht, so ist die grösste Phasenverschiebung beider Anker in
Graden durch den Ausdruck
45 up
gegeben. Je grösser diese Phasenverschiebung, desto grösser ist die
Schwankung in der Leistung jeder Maschine und desto grösser ist
die zwischen beiden Maschinen hin und her wogende Energie. Da-
mit nun diese und mit ihr der sogenannte Synchronisirungsstrom
klein bleibt, muss der Ausdruck 45up klein sein. Die Zahl 45 kommt
davon her, dass wir Dampfmaschinen solcher Konstruktion ange-
nommen haben, bei denen die Geschwindigkeit des Kurbelzapfens
in jeder Umdrehung zwei Maxima und zwei Minima hat. Das trifft
für die meisten doppeltwirkenden Verbundmaschinen mit zwei Cylin-
dern zu, auch wenn sie zwei um 90° versetzte Kurbeln haben. Bei
Dreicylindermaschinen kann ein kleinerer Abstand der Punkte maxi-
maler und minimaler Geschwindigkeit erreicht werden. Wenn in
einer Umdrehung drei Maxima und drei Minima vorkommen, so ist
der Bereich der Schwankung in der Stellung beider Anker auf ein
Zwölftel des Umfanges vermindert und die grösste Phasenverschie-
bung ist gegeben durch den Ausdruck
SO up.
Wie schon oben erwähnt, werden die Maschinen um so besser
parallel laufen, je kleiner dieser Winkel ist (vgl. auch das Vektor-
diagramm Fig. 117). Damit nun dieser Winkel klein sei, müssen
der Ungleichförmigkeitsgrad (in der Praxis '/,o bis 1/0) und die
Polzahl klein sein. Schnell laufende Maschinen mit wenig Polen
eignen sich also besser für den Parallelbetrieb als langsam laufende
mit vielen Polen. Ist die Umdrehungszahl vorgeschrieben, so ist es
ein Vortheil, die Polzahl zu vermindern; dadurch wird natürlich auch
die Periodenzahl vermindert.
Dass eine geringe Periodenzahl auf den Parallelbetrieb günstig
wirkt, ist allgemein bekannt. Wir sehen jedoch, dass der Grund
nicht in der geringen Periodenzahl unmittelbar, sondern darin zu
suchen ist, dass man bei geringer Periodenzahl weniger Pole an-
wenden kann. Es wurde auch mehrfach die Erfahrung gemacht,
dass Maschinen, die bei normaler Belastung recht gut parallel laufen,
bei sehr geringer Belastung leicht aus dem Tritt fallen. Die Ur-
sache liegt nicht in den Dynamomaschinen, sondern in den Dampf-
maschinen. Der Ungleichförmigkeitsgrad von Verbundmaschinen,
90%