106. Kern- und Manteltransformatoren. 337
stand entgegen, so dass zur Erzeugung einer genügenden Feldstärke
ein starker primärer Strom erforderlich wird. Diesem Uebelstande
lässt sich jedoch leicht abhelfen. Wir haben nur dafür zu sorgen,
dass die Kraftlinien ausschliesslich im Eisen verlaufen und ver-
wenden daher beim Transformator einen geschlossenen magnetischen
Stromkreis.
Dies lässt sich auf sehr verschiedene Weise erreichen. Zu-
nächst kann man einen Eisenkern benutzen, wie es beim Gramme’-
schen Ringe üblich ist, und ihn, wie einen Anker, mit primären und
sekundären Spulen bewickeln. Ferner lassen sich auch die Plätze
des Eisens und Kupfers mit einander vertauschen; man stellt
alsdann die Spulen aus zwei Drahtringen von ziemlich grossem
Durchmesser her und umwickelt sie mit Eisenwindungen, die recht-
winklig zu den Kupferwindungen liegen und diese vollständig ein-
Fig. 137.
hüllen. Die erstere Anordnung bezeichnet man als Kerntransformator,
die zweite als Manteltransformator. Werden bei dem Transformator
Eisenbleche verwendet, wie es neuerdings allgemein üblich ist, so
kann man die Grenze zwischen den beiden Arten nicht immer scharf
ziehen, da sich ein vollständiger Mantel aus Eisenplatten nicht her-
stellen lässt. Wir können jedoch als Kennzeichen eines Mantel-
transformators anführen, dass er einen einfach oder mehrfach ver-
zweigten magnetischen Stromkreis besitzt, während Kerntransforma-
toren stets nur einen einzigen magnetischen Stromkreis aufweisen.
Fig. 138 stellt drei typische Beispiele dar; A und B sind Kern-
transformatoren, C' ist ein Manteltransformator. Die primären und
sekundären Spulen liegen unmittelbar neben einander. Der Quer-
schnitt des Eisens ist in allen Fällen derselbe. Auch die Wicklungs-
räume haben bei allen Formen die gleichen Abmessungen, so dass
die drei Transformatoren für annähernd dieselben Spannungen und
Stromstärken bestimmt sind. Man muss beim Bau von Transforma-
Kapp, Dynamomaschinen. 2. Auflage. 22