Full text: Dynamomaschinen für Gleich- und Wechselstrom und Transformatoren

10. Mathematische und physikalische Pole. 25 
10. Mathematische und physikalische Pole. 
In derselben Weise, wie wir zwischen mathematischen und 
physikalischen Punkten unterscheiden, müssen wir auch mathema- 
tische und physikalische Pole eines Magnetes trennen. Die Magnete 
in Fig. 3, 4 und 5 haben physikalische Pole, d.h. Pole von einer 
gewissen Ausdehnung. Die Pole bilden bekanntlich diejenigen Theile 
des Magnetes, von denen Kraftlinien ausgehen und müssen daher 
Ausdehnung haben. Bei Fig. 4 kann man thatsächlich nur schwer 
die Pole von den andern Theilen des Stabes trennen, da die Kraft- 
linien fast von der ganzen Oberfläche ausgehen. Sie sind jedoch an 
den Enden am dichtesten, und wir nennen deshalb die Endpunkte 
des Stabes gewöhnlich Pole, ohne ihrer Ausdehnung genau be- 
stimmte Grenzen zuzuschreiben. Diese unbestimmte Anordnung der 
Kraftlinien ist offenbar für die mathematische Behandlung unbe- 
quem, und um über diese Schwierigkeit hinwegzukommen, denken 
wir uns den physikalischen Magnet durch einen idealen oder mathe- 
matischen ersetzt, bei dem die Endpunkte die Pole bilden, von 
denen alle Kraftlinien ausgehen. Ein für sich allein existirender Pol 
ist in der Natur nicht möglich, wir können aber unsern idealen 
Magnet lang genug machen und dadurch seine Pole soweit ausein- 
ander bringen, dass man in der Nachbarschaft jedes einzelnen die- 
selbe Wirkung erreicht, als wenn nur ein einziger Pol vorhanden 
wäre. Die Stärke eines physikalischen oder mathematischen Magnetes 
kann als Produkt aus seiner Länge — d.h. der Entfernung seiner 
beiden Pole — und dem freien Magnetismus an einem der Pole be- 
trachtet werden. Dies Produkt nennt man magnetisches Moment. 
Wir nehmen hierbei an, dass an jedem Pol eine bestimmte Menge 
von magnetischem Fluidum koncentrirt ist, von dem die Kraftlinien 
ausgehen. Dies Fluidum ist zwar an beiden Polen von gleicher 
Beschaffenheit, muss sich aber dem Vorzeichen nach unterscheiden. 
An dem einen Ende des Magnetes haben wir positives oder nord- 
magnetisches Fluidum, am andern negatives oder südmagnetisches. 
Wenn wir voraussetzen, dass die Kraftlinien vom Nordpol durch die 
Luft zum Südpol verlaufen, so können wir auch sagen, dass die 
nordmagnetische Masse die Kraftlinien aussendet und die südmagne- 
tische sie wieder absorbirt. In dieser Definition nehmen wir die- 
jenige Richtung der Kraftlinie als positiv an, in der sich ein freier 
Nordpol durch das Feld bewegt. Ob das magnetische Fluidum wirk- 
 
	        
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