Elftes Kapitel.
54. Statische und dynamische elektromotorische Kraft. — 55. Kom-
mutiren des Stroms. — 56. Gegenwindungen des Ankers. — 57. Dy-
namische Charakteristik. — 58. Aeussere Charakteristik. — 59. Quer-
windungen des Ankers. — 60. Funkenfreier Kommutator. — 61. Kom-
pensationsmagnet von Fischer Hinnen. — 62. Ankerwicklung von
Sayers.
54. Statische und dynamische elektromotorische Kraft.
Nach der in den frühern Kapiteln erläuterten Methode lässt
sich die elektromotorische Kraft des Ankers bestimmen, wenn die
konstruktiven Daten der Maschine gegeben sind. Man misst dabei
die elektromotorische Kraft an .den Bürsten, wenn der äussere Strom-
kreis offen ist, d. h. weni kein Strom durch den Anker fliesst.
Unter dieser Bedingung bringt die Maschine nur eine statische elek-
trische Spannung hervor, die sich mit dem Druck vergleichen lässt,
den die Wassermenge eines Sammelbeckens auf das geschlossene
Ventil der Leitung ausübt. Sobald dieses aber auch nur wenig
geöffnet wird und das Wasser ausfliesst, wird der Druck in der
Leitung kleiner. Ebenso fällt die Spannung an den Bürsten einer
Dynamomaschine, sobald der äussere Stromkreis geschlossen wird
und in Folge dessen ein Strom durch den Anker fliesst. Wir unter-
scheiden deshalb die statische elektromotorische Kraft des Ankers,
welche ohne weiteres an den Bürsten zu messen ist, wenn die
Maschine bei offenem Stromkreis läuft, und die dynamische elektro-
motorische Kraft des Ankers, welche die Maschine bei geschlossenem
äussern Stromkreise liefert. Die letztere kann man nicht direkt an
den Bürsten messen, sondern sie ergiebt sich, wenn man zu der
elektromotorischen Kraft an den Bürsten den Spannungsverlust im
Anker addirt, der bekanntlich gleich dem Produkt aus Ankerwider-
stand und Stromstärke ist. Die statische elektromotorische Kraft