194 Elftes Kapitel.
tatorsegment des Drahtes 3 von der Bürste frei wird, ein nach unten
gerichteter Strom in ihm fliessen. Da jedoch in ihm selbst eine
elektromotorische Kraft wirkt, so findet der Strom hierdurch einen
Widerstand und wird an dem Kommutatorsegment gewissermaassen
herausgepresst, sodass er unter Bildung eines Funkens durch die
Luft zur Bürste überspringen muss.
In gleicher Weise, wie das durch die Kommutatorwirkung her-
vorgerufene Feld, wirken die magnetischen Kraftlinien, die in der
Umgebung jedes stromdurchflossenen Drahtes entstehen; auch sie
rufen Funken hervor, wenn der Stromkreis plötzlich unterbrochen
wird. Man bezeichnet diese Erscheinung, die einer plötzlichen Aende-
rung der Richtung oder der Stärke des Stromes entgegenwirkt, als
Selbstinduktion. Das einzige Hülfsmittel um die Funken zu vermeiden,
besteht darin, diese Aenderungen allmählich vor sich gehen zu lassen
und den Draht schon unter der Bürste gleichsam für den Strom
vorzubereiten, der in ihm fliesst, nachdem er die Bürste verlassen
hat. Zu diesem Zweck ist es am einfachsten, auf den kurz ge-
schlossenen Draht eine nach unten gerichtete elektromotorische Kraft
wirken zu lassen. Fliesst alsdann in dem Zeitpunkt, auf den sich
Fig. 72 bezieht, in dem Drahte 3 der Strom in derselben Richtung
wie in dem Drahte 2, so wirkt in dem Augenblicke der Trennung
keine elektromotorische Kraft zwischen der Bürste und dem Kom-
mutatorsegment des Drahtes 3; in Folge dessen entsteht kein Funke.
Die aufwärts gerichtete elektromotorische Kraft wird von Kraftlinien
hervorgebracht, die aus dem Anker austreten und hier einen Südpol
bilden. Um die Funken zu vermeiden, brauchen wir also nur die
Bürste im Sinne der Drehung des Ankers so weit vorwärts zu schieben,
dass die kurz geschlossenen Drähte hinreichend weit in den Wir-
kungsbereich des Südpols kommen.
Wir sind auf diese Weise zu folgendem Resultat gekommen,
das sich leicht experimentell beweisen lässt. Stehen die Bürsten
genau in der Mitte zwischen beiden Polschuhen, so findet die Um-
kehrung der Stromrichtung unter ähnlichen, wenn auch nicht ganz
so ungünstigen Bedingungen statt, als wenn sich der Anker in einem
Felde von verschwindender Stärke dreht; es treten also mehr oder
weniger starke Funken auf. Verschieben wir aber die Bürsten auf
dem Anker, so lässt sich eine Stellung finden, in der die Funken
verschwinden. Es ist allerdings, wie wir: später sehen werden, hier-
für nothwendig, dass das Feld der Magnete im Verhältnis zu dem