Fünfzehntes Kapitel.
84. Einfachster Fall einer Wechselstrommaschine. — 85. Effektive
elektromotorische - Kraft. — 86. Dynamomaschine für Gleich- und
Wechselstrom. — 87. Eintheilung der Wechselstrommaschine. —
88. Vortheile der Lochanker. — 89. Ein- und Mehrphasenanker. —
90. Ankerwickelungen. — 91. Elektromotorische Kraft der Wechsel-
strommaschinen.
84. Einfachster Fall einer Wechselstrommaschine.
Dreht sich ein geschlossener Leiter so in einem magnetischen
Felde, dass er Kraftlinien schneidet, so wird er der Sitz einer elek-
tromotorischen Kraft von wechselnder Richtung. Eine Maschine,
bei der sich ein solcher Vorgang abspielt, ist eine Wechselstrom-
maschine. Ihre denkbar einfachste Form ist ein metallischer Ring
oder eine Drahtspule, welche um ihren vertikalen Durchmesser im
Erdfelde rotirt. Wenn die Windungsebene der Spule senkrecht zum
Meridian steht, so werden keine Kraftlinien geschnitten, während
in dem Augenblicke, wo die Windungsfläche durch den Meridian
geht, die Anzahl der geschnittenen Kraftlinien und folglich auch die
erzeugte elektromotorische Kraft ein Maximum ist. Die elektromoto-
rische Kraft wechselt, ihre Richtung und man kann somit bei passen-
der Verbindung in einem Leiter einen "Wechselstrom erzeugen.
Wären z. B. die beiden Enden der Spule, wie Fig. 110 zeigt, mit
den Klemmen einer Glühlampe verbunden, so würde diese Anord-
nung eine sehr einfache elektrische Lichtanlage darstellen, wenn es
sich ermöglichen liesse, den Apparat mit der nöthigen Geschwindig-
keit zu betreiben. Dass dies jedoch ganz unausführbar ist, zeigt
die folgende Berechnung. Nehmen wir an, die Spule bestehe aus
1000 Windungen und habe einen Durchmesser von 1 m, so müsste
sie 20000 Umdrehungen in der Minute machen, um eine Glühlampe
für 100 V zu speisen. Wählen wir die Drehungsachse horizontal
und rechtwinklig zum magnetischen Meridian, so liessen sich 100 V
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