Sechzehntes Kapitel.
98. Einfluss von Selbstinduktion und Kapaeität.
Das eben angeführte Beispiel zeigt, dass durch Kapaeität ein
Anker mit Strom belastet werden kann, auch wenn die Leistung
Null ist. Andererseits wird durch Selbstinduktion im allgemeinen
die Strombelastung des Ankers verringert, weil eben die E.M.K.
der Selbstinduktion die Amplitude der Stromwelle verkleinert. Es
ist von vorn herein zu vermuthen, dass diese gegensätzliche Wirkung
der beiden Eigenschaften des Stromkreises einen erheblichen Ein-
fluss auf das dynamische Verhalten der Maschine haben wird, und
es ist deshalb nothwendig, diesen Gegenstand etwas eingehender zu
AB
D
Fig. 144. Fig. 145.
prüfen. Wir wollen dabei annehmen, dass der Anker nur Selbst-
induktion, aber keine Rückwirkung habe. Thatsächlich hat er
beides, und wie im nächsten Kapitel gezeigt wird, müssen beide
Eigenschaften zur Bestimmung des dynamischen Verhaltens der
Maschine in Rechnung gezogen werden. Hat man aber das gethan,
so kann man mit für praktische Zwecke genügender Annäherung
das Zusammenwirken beider Eigenschaften als die Wirkung einer
ideellen Selbstinduktion auffassen, die grösser als die wirkliche ist
und dafür die magnetisirende oder entmagnetisirende Wirkung des
Ankers vernachlässigen. Wir können uns dann den Anker vorstellen
als eine Quelle der Wechsel-E.M.K. von konstantem effektiven Werth,
jedoch behaftet mit einem sehr kleinen ohmischen Widerstand und
einer nicht sehr kleinen Selbstinduktion.
Wir wollen nun zunächst den Fall betrachten, dass Wider-
u ——
IRRE