105. Kurzschluss-Charakteristik.
105. Kurzschluss-Charakteristik.
Es wurde schon erwähnt, dass für Werthe von E,, die unter
dem Knie liegen, also für schwache Erregung, die Strecke Oo dem
Strom proportional ist. Bei steigender Strombelastung ‘wandert also
o auf der Verlängerung von Oo nach links und OK wird immer
kleiner. Bei Kurzschluss ist OK Null, und die Strecke Oo ist ein
Maass für den Kurzschlussstrom. Wir können auf diese Weise durch
Messen des Kurzschlussstromes bei schwacher Erregung die Lage des
Punktes o für jede Stromstärke bestimmen. Das Experiment macht
also die vorherige Berechnung der Werthe E, und E, überflüssig
oder kann dazu dienen, diese Berechnung auf ihre Richtigkeit
zu prüfen.
Eine andere Methode, den Kurzschlussstrom nicht nur für ge-
ringe, sondern für jede Erregung im voraus zu berechnen, möge
hier zum Schluss noch angegeben werden. Wir haben gesehen, dass
N sing Amperewindungen von der gesammten Erregung X
abgezogen werden müssen, um jene Erregung zu erhalten, welche
den magnetischen Fluss in den Anker treibt. Bei Kurzschluss ist
y nahezu 90°, also X— X, die thatsächliche Erregung der Feld-
magnete, welche eine E.M.K. inducirt, die gerade ausreicht, um die
E.M.K. der Selbstinduktion E, zu neutralisiren und die den Ver-
lusten entsprechende E.M.K. E hervorzubringen. Da E,, gegen-
über E, sehr klein ist und darauf senkrecht steht, kann man ohne
grossen Fehler E, vernachlässigen und annehmen, dass die der
thatsächlichen Erregung entsprechende E.M.K. genau gleich ist Br
Nun ist aber bei konstanter Periodenzahl E—=Si, wobei S ein
Koefficient ist, welcher sich aus der Zeichnung der Maschine und
dem Sättigungsgrade angenähert berechnen lässt. Im Allgemeinen
ist $ um so grösser, je weniger gesättigt das Eisen ist, d. h. je
tiefer der Arbeitszustand der Maschine auf der statischen Charak-
teristik liegt. Da jedoch im Pfad des Streuflusses der Widerstand
der. Luft überwiegt, so ist die durch zunehmende Sättigung des
Eisens in $ erzeugte Verminderung nicht sehr bedeutend. Wir
berechnen also $ zunächst für einen Sättigungsgrad, den wir bei
Kurzschluss erwarten. Genaue Schätzung dieses Sättigungsgrades
ist dabei nicht nöthig.
Es ist nun in Fig. 158
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