106. Das Arbeiten zweier Wechselstrommaschinen ete. 3713
stromstärke darstellen, so lehrt die hier entwickelte Theorie, dass
diese Charakteristik für mässige Werthe der Erregung geradlinig
sein muss. - Das ist auch thatsächlich der Fall.
106. Das Arbeiten zweier Wechselstrommaschinen auf den-
selben Stromkreis.
In Fig. 157 entspricht die Strecke OS der Zusammenwirkung
von Selbstinduktion und Ankergegenwindungen. Um sie zu finden
müssen beide störenden Einflüsse in Betracht gezogen werden.
Haben wir sie aber gefunden, so können wir für diesen Arbeits-
zustand der Maschine und annähernd auch für jeden anderen Ar-
beitszustand annehmen, dass diese Strecke nur die E.M.K. der
Selbstinduktion darstellt. Wir können uns die wirkliche Maschine
durch eine ideelle Maschine ersetzt denken, die nur Selbstinduktion,
aber keine Ankergegenwindungen hat. Die Selbstinduktion dieser
ideellen Maschine muss aber dann umso viel grösser als jene der
wirklichen Maschine sein, als nöthig ist, um die Wirkung der Gegen-
windungen mit einzubegreifen. Haben wir also z. B. durch eine
Konstruktion nach Fig. 158 den Kurzschlussstrom i, für die der
indueirten E.M.K. E_ entsprechende Erregung bestimmt, so können
wir den Selbstinduktions-Koeffieienten Z der ideellen Maschine aus
der Gleichung
oLwW=E,
berechnen. Wenn die Charakteristik eine Gerade wäre, so würde
die ideelle Maschine sich genau so verhalten wie die wirkliche, und
es würde durch die Einführung des Begriffes der ideellen Maschine
bei der Behandlung von Problemen über das Arbeiten von Ma-
schinen auf denselben Stromkreis keine Fehler begangen werden.
Ist die Charakteristik jedoch gekrümmt, so entsteht ein Fehler, weil
B, den Gegenwindungen nicht genau proportional ist. Der Fehler
ist jedoch gering und wir können ihn mit in den Kauf nehmen,
weil durch den Begriff der ideellen Maschine die Lösung vieler
Wechselstrom-Probleme bedeutend erleichtert wird.
Das Verhalten zweier oder mehrerer Wechselstrommaschinen,
die auf denselben Stromkreis arbeiten, ist sowohl bei dem Betrieb
von Centralstationen, als auch bei Kraftübertragungen von grosser
Wichtigkeit. Im ersten Falle ist es offenbar aus Sparsamkeitsrück-