432 Achtzehntes Kapitel.
Denken wir uns die Ankerwickelung geöffnet und die in ihr
indueirte E.M.K. gemessen. Gleichzeitig möge die dem Feld auf-
gedrückte E.M.K. gemessen werden. Die beiden Werthe seien e,
und e,. Kennt man die Windungszahlen z, und z,, so kann man
aus diesen Werthen den Kraftfluss im Feld und jenen im Anker
berechnen. Der letztere ist um den Betrag der Streuung kleiner.
Es lässt sich auf diese Art die primäre Streuung bei offenem Anker
(oder auch bei Leerlauf, da der Ankerstrom dabei sehr klein ist)
ermitteln. Für dieselbe Wickelungsart in Anker und Feld ist
N, e&ı 9 &2
—=— und n=-—
ER ge ’
m Nı 02 21 eı 23
wobei 7, anzeigt, wieviel von dem primären Felde mit der sekun-
dären Wickelung verschlungen ist. Es bedeutet also 1—n, den
primären Streuungsfaktor.
Ist die Wickelungsart im Anker eine andere als im Felde, so
muss durch Einführung des in obiger Tabelle gegebenen Koefficienten
k noch eine entsprechende Korrektion gemacht werden.
115. Theorie des asynchronen Motors.
Im 113. Abschnitt wurde gezeigt, dass die elektrischen Ver-
hältnisse eines Motors nicht geändert werden, wenn man den Anker
festhält und seinen Widerstand durch Einschalten eines Rheostaten
gleichzeitig um so viel vergrössert, dass der Ankerstrom denselben
Werth behält wie bei normalem Lauf. Die im Rheostaten aufge-
zehrte Leistung ist dann genau gleich der mechanischen Leistung,
die im normalen Betrieb abgegeben wird. Der Vortheil dieser An-
schauungsweise liegt darin, dass der Motor wie ein ruhender Trans-
formator berechnet werden kann. Wir wollen zunächst das Problem
in dieser Weise behandeln. Es sei "v die Frequenz der aufge-
drückten Spannung. Die Frequenz aller Felder, Ströme und Span-
nungen im Motor ist dann auch w. Ist e die E.M.K. einer Phase
im Anker, w der Widerstand (einschliesslich jenes des Rheostaten)
und i, der Strom, so ist durch diese Angaben das thatsächlich mit
den Ankerwindungen verschlungene Feld durch die Gleichung (82)
gegeben