60 Fünftes Kapitel.
dass man einen Strom durch die Spule schicken kann, ohne dass
ihre Beweglichkeit merklich durch Reibung gestört wird. Um die
Herstellung zu erleichtern, kann man den Draht auf einen hölzernen
Kern wickeln, der jedoch für die Wirkung des Apparates nicht in
Betracht kommt. Das Solenoid verhält sich wie eine Röhre, durch
die magnetische Kraftlinien verlaufen. Nähern wir dem Pole des
Solenoides einen Magnetpol, so wird er, ebenso wie von einem
andern Magnete, angezogen oder abgestossen. Ferner beobachtet
man Anziehung oder Abstossung zwischen den Polen zweier
Solenoide, sodass sich also die Solenoide in jeder Hinsicht wie
Magnete verhalten.
24. Magnetische Permeabilität.
Jeder stromdurchflossene Draht wird, wie wir sahen, der Ur-
sprung und Mittelpunkt eines magnetischen Wirbels. In einem Sole-
noide, wo alle Drähte nahe aneinander liegen, vereinigen sich daher
die einzelnen Wirbel zu einem gemeinsamen Kraftlinienbündel, das
in das Innere des Solenoides am Südpol eintritt, dasselbe seiner
Länge nach mehr oder weniger parallel zu der Achse des Cylinders
durchsetzt und am Nordpol wieder austritt. In dem das Solenoid
umgebenden Raume beschreiben die Kraftlinien gekrümmte Bahnen,
die vom Nord- zum Südpol verlaufen, wie man leicht mit Hülfe von
Eisenfeilspähnen zeigen kann.
Führen wir nun an Stelle des Holzstabes einen Eisenstab in
das Innere des Solenoides, so gewinnt das äussere Feld bedeutend
an Stärke. Die Feilspähne ordnen sich in dichtern Linien an, die
Richtkraft des aufgehängten Solenoides (Fig. 20) wird stärker, und
die Anziehung und Abstossung, die es ausübt, werden kräftiger.
Wir schliessen daraus, dass bei Gegenwart von Eisen ein be-
deutend stärkeres Kraftlinienbündel inducirt wird, als vorher. Das
Eisen scheint den Kraftlinien den Weg zu erleichtern und für sie
besser durchdringbar zu sein, als die Luft. Diese Eigenschaft des
Eisens, die Zahl der Kraftlinien zu verstärken, wird deshalb Permea-
bilität (Durchdringbarkeit) genannt; sie kann zur Unterscheidung
der verschiedenen Eisensorten dienen, da diese jene Eigenschaft in
mehr oder weniger hohem Grade besitzen. Die Permeabilität ist
deshalb ein numerischer Koöfficient, der die Zahl angiebt, mit welcher
man die ursprüngliche Feldstärke $ multipliciren muss, um die Feld-