Sechstes Kapitel.
34. Energie der Magnetisirung.
Im fünften Kapitel haben wir gefunden, dass keine Energie
erforderlich ist, um ein einmal hergestelltes magnetisches Feld zu
erhalten. Wir haben die magnetischen Kraftlinien mit den Strom-
linien einer bewegten Flüssigkeit verglichen, wo, abgesehen von der
Reibung, auch keine Energie nöthig ist, um die Flüssigkeit in Be-
wegung zu erhalten. Es muss jedoch Energie aufgewendet werden,
um die Flüssigkeit in Bewegung zu setzen, und diese Energie bleibt
in der Flüssigkeit erhalten und kann wiedergewonnen werden, wenn
man die Bewegung hemmt. Trifft unser Vergleich zwischen einer
bewegten Flüssigkeit und einem magnetischen Felde zu, so wäre zu
erwarten, dass auch das Feld nur durch den Aufwand einer be-
stimmten Menge von mechanischer Energie hergestellt werden könnte;
diese bliebe alsdann in dem Felde aufgespeichert und würde wieder
gewonnen, wenn man das Feld wieder vernichtete. Dies ist in der
That der Fall, wie sich leicht zeigen lässt.
Wir haben im fünften Kapitel auseinandergesetzt, dass das Linien-
integral der magnetischen Kraft oder der Unterschied des magne-
tischen Potentials zweier Punkte eines magnetischen Feldes gleich
der Energie ist, die aufgewendet oder gewonnen wird, wenn sich der
Einheitspol von dem einen Punkt nach dem andern bewegt. Sind
die beiden Punkte um 1 cm von einander entfernt, so ist der Unter-
schied des magnetischen Potentials gleich der magnetischen Kraft
$ des Feldes. Wir wollen uns nun den Raum eines Kubikcenti-
meters vorstellen, der so im Felde gelegen ist, dass die Kraftlinien
zwei gegenüberliegende Würfelseiten rechtwinklig schneiden; die In-
duktion soll über die ganze Oberfläche gleichmässig vertheilt sein
und im absoluten Maass den Werth B haben. Natürlich hängt der
Werth von B von der Permeabilität der Substanz ab, die den
Würfel füllt. Besteht sie aus Luft oder aus einem andern unmag-
netischen Stoffe, so ist die Induktion
B=%;
besteht sie aus Eisen mit der Permeabilität u, so ist
Beedle ea, Karen.
Jedenfalls erhalten wir für jeden Werth der magnetischen Kraft eine
bestimmte Induktion. Nun möge die magnetische Kraft um einen
unendlich kleinen Betrag wachsen und die Induktion in Folge dessen