190 Das Dreileitersystem. 
draht genannt wird; der positive Pol der zweiten Dynamomaschine liegt 
an der positiven Leitung. Die Lampen und Motoren liegen mög- 
lichst zu gleichen Theilen zwischen der negativen Leitung und dem 
Ausgleichsdrahte und zwischen diesem und der positiven Leitung. 
  
Wenn alle Lampen und Motoren eingeschaltet sind, fliesst kein Strom 
durch den Ausgleichsdraht zu den Maschinen; aber wenn einige der 
Motoren oder Lampen auf der einen oder anderen Seite des Aus- 
eleichsdrahtes ausgeschaltet werden, fliesst ein Strom durch diesen 
Draht von oder nach der Dynamomaschine, die zur Zeit den grösseren 
Theil der Arbeit leistet. Da es höchst unwahrscheinlich ist, dass 
alle Lampen oder Motoren auf der einen Seite des Ausgleichsdrahtes 
oleichzeitig ausgeschaltet sein werden, so kann derselbe beträchtlich 
dünner gewählt werden als die Hauptleitungen; die Hälfte des Quer- 
schnitts der letzteren dürfte für die Praxis genügen. In diesem 
Falle steht das Kupfergewicht der Leitungen für das Dreileiter- 
system mit 200 V Spannung zu dem für das Zweileitersystem mit 
200 V erforderlichen in folgender Beziehung. Da jede Hauptleitung 
nur von der Hälfte des Stromes durchflossen wird, braucht sie nur 
den halben Querschnitt zu haben; der Ausgleichsdraht wird höchstens 
von einem Viertel des Stromes durchflossen, für ıhn ist also nur 
ein Viertel des Gewichtes nöthig. Das gesammte Kupfergewicht für 
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das Dreileitersystem ist also —- + + > für das Zweileitersystem 
1 + 1: im ersteren Falle erzielt man also eine Kupferersparniss 
von 37% Diese Berechnung ist unter der Voraussetzung gemacht, 
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dass in jedem Falle der Leitungsquerschnitt nach dem Thomsonschen 
Gesetze bestimmt ist. Um die Aenderungen in der Spannung einzu- 
schränken, muss bisweilen der Leitungsquerschnitt grösser genommen 
werden. als er sich nach diesem Gesetze ergiebt; da aber die erhöhte 
Spannung eine grössere absolute Aenderung derselben zulässig macht, 
kann die durch Anwendung des Dreileitersystems erzielte Ersparniss 
orösser sein als hier angenommen wurde. Die Edison-Gesellschaft 
berechnet die Ersparniss auf 60°). Edison hat vorgeschlagen, den 
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Querschnitt des mittleren Leiters noch weiter zu verringern, indem 
man bei jedem Stromabnehmer einen Umschalter anbringt, vermöge 
dessen die Lampen oder Motoren in jede der beiden Hälften des 
Netzes eingeschaltet werden können. Die Konsumenten werden ihren 
Umschalter natürlich so einstellen, dass sie höhere Spannung haben, 
wenn etwa ein Unterschied wegen der ungleichen Stromvertheilung 
  
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