72 Das Drehungsmoment ist unabhängig von der Geschwindigkeit.
zahl der Windungen bei der grösseren Maschine grösser sein als bei
der kleineren: die beiden werden sich wie die Quadrate der linearen
Dimensionen verhalten. Da die Querschnitte der Anker in demselben
Verhältniss stehen, so folgt, dass die Drehungsmomente sich wie die
vierten Potenzen der linearen Dimensionen verhalten. Wenn also
der grössere Motor die doppelten linearen Dimensionen des kleineren
hat, so ist das Drehungsmoment sechzehn mal so gross.
Man sieht aus Formel (7), dass das Drehungsmoment eines Mo-
tors nur von der Feld- und Stromstärke abhängt, aber nicht von der
Geschwindigkeit. Dies lässt sich experimentell in folgender Weise
zeigen. Zwei Hauptstromdynamomaschinen sind durch ein Paar
Kabel verbunden: die eine wirkt als Generator, die andere, welche
als Motor dient, wird mit einem Pronyschen Zaum versehen, mit
dem die erzeugte Energie gemessen werden kann. Welche Ge-
schwindigkeit der Motor auch immer haben mag, der Zaum zeigt
das Drehungsmoment an der Achse des Motors an, wenn sein Hebel
frei schwebt. Dasselbe ist gleich dem Produkt von Länge des
Hebelarms und dem angehängten Gewicht. Wenn nun die Ge-
schwindigkeit des Generators und mit ihr die elektromorische Kraft
geändert wird, so erfährt auch die Geschwindigkeit des Motors eine
dementsprechende Veränderung, aber der Strom und die Belastung
am Zaum bleiben konstant. In „La lumiere electrique* vom 3. Oc-
tober 1885, wo Marcel Deprez diesen Gegenstand behandelt, sagt er:
„Wenn ein Strom durch einen Motor geht, welcher einen Pacinotti’-
schen Anker hat, so ist dessen Drehungsmoment unabhäng von dem
Zustand der Bewegung oder Ruhe, und bei der Bewegung ist er un-
abhängig von der Geschwindigkeit, vorausgesetzt, dass die Strom-
stärke konstant gehalten wird. Umgekehrt, wenn das statische Mo-
ment, welches der Bewegung des Ankers zu widerstehen sucht,
konstant gehalten wird, so bleibt der Strom von selbst konstant,
welche Mittel man auch anwendet, um ihn zu ändern. Der Versuch
muss in folgender Weise angestellt werden: Man befestigt auf der
Drehungsachse des Motors ein sich selbst regulirendes Dynamometer,
dessen Belastung konstant bleibt, welche Aenderung auch immer die
Reibung des Zaums oder die Geschwindigkeit des Motors erfährt:
es bleibt mithin der tangentiale Widerstand, welcher der Drehung
entgegenwirkt, stets konstant. Man versieht den Motor mit dem
Strom einer Elektricitätsquelle (einer Batterie oder einer Dynamo-
maschine) und notirt die Stromstärke und elektromotorische Kraft.
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