Schwierigkeit bei kleinen Dynamomaschinen. 107
geschaltet werden, je nachdem man eine grössere Stromstärke oder
eine grössere elektromotorische Kraft zu erhalten erwünscht.
In dem ersten Falle gelten ohne Weiteres die Formeln, die
wir oben für die elektromotorische Kraft angegeben haben, während
in dem andern Falle die rechten Seiten von Gleichung (4) und (5)
mit einem Faktor zu multiplieiren sind, der gleich der Zahl der
Polpaare des Feldes ist. Der Faktor ist also z.B. für eine vier-
polige Maschine gleich zwei, für eine sechspolige gleich drei u. s. w.
Formel (26) giebt uns an, warum kleine Motoren, wie wir schon
zu Beginn des dritten Kapitels bemerkten, oft nicht als Dynamo-
maschinen zu gebrauchen sind. Der Luftzwischenraum 0 kann näm-
lich bei sehr kleinen Maschinen aus mechanischen Gründen nicht
in demselben Verhältnis verkleinert werden, wie die sonstigen linearen
Dimensionen, so dass das erste Glied auf der rechten Seite von
Gleichung (26) verhältnismässig gross wird, d.h. der magnetische
Widerstand des Luftzwischenraums ist gross und erfordert eine
entsprechend hohe erregende Kraft, für deren Erzeugung alsdann
oft die ganze Leistung des Ankers nicht ausreicht. In diesem Fall
kann sich die Maschine nicht selbst erregen. Sie ist aber dann
immer noch als Motor verwendbar, für dessen Erregung die Energie
von einer äussern Quelle entnommen wird.
Wir haben oben gezeigt, wie die erregende Kraft als Funktion
der Feldstärke graphisch dargestellt werden kann (Fig. 56), und da
die elektromotorische Kraft bei konstanter Geschwindigkeit der Feld-
stärke proportional ist, so lässt sich für die Beziehung zwischen
Feldstärke und elektromotorischer Kraft eine ähnliche Kurve zeichnen,
deren besondere Gestalt natürlich von der Konstruktion der Maschine
abhängt, also gleichsam den allgemeinen Öharakter der Maschine
kennzeichnet. Man bezeichnet deshalb als Charakteristik jede
Kurve, welche die Abhängigkeit zwischen zwei Variablen einer
Maschine darstellt, wenn alle andern Grössen konstant bleiben.
Halten wir z. B. die Geschwindigkeit und die Stromstärke des
äussern Stromkreises konstant, so können wir die elektromotorische
Kraft als Funktion der erregenden Kraft darstellen, oder bei einer
Hauptstrommaschine als Funktion der Stromstärke. Bei konstanter
Erregung und konstanter Geschwindigkeit lässt sich ferner die Strom-
stärke als Funktion des äussern Widerstandes betrachten. Das
Drehungsmoment eines Motors hängt ausserdem bei konstanter Strom-
stärke von der erregenden Kraft ab u. s. w.