108 Viertes Kapitel.
Aus den charakteristischen Kurven der Maschine kann man, wie
wir schon ausführten, den gesammten Induktionsfluss im Anker ent-
nehmen, vorausgesetzt, dass keine andere erregende Kraft als die
der Feldmagnete wirkt. Diese Bedingung ist erfüllt, wenn die Feld-
magnete besonders erregt werden und kein Strom durch den Anker
fliesst. Die elektromotorische Kraft desselben ist in diesem Falle
genau gleich der an den Bürsten gemessenen. Wenn ein Strom durch
den Anker fliesst, so ist die elektromotorische Kraft, welche wir an
den Bürsten messen, entweder kleiner oder grösser als die, welche
im Anker erzeugt wird, je nachdem die Maschine als Generator oder
als Motor gebraucht wird. Wir haben deshalb drei verschiedene
Fälle zu unterscheiden: entweder ist die Maschine stromlos, oder sie
arbeitet als Dynamomaschine oder sie wird als Motor verwendet.
Der erste Fall tritt ein, wenn man den äussern Stromkreis öffnet;
aber wir können uns auch denken, dass der äussere Stromkreis ge-
schlossen bleibt und dass eine gleiche, aber entgegengesetzt gerich- |
tete elektromotorische Kraft in den Kreis eingeschaltet wird, welche |
der im Anker entstehenden elektromotorischen Kraft entgegen wirkt. |
Es findet alsdann gleichsam statisches Gleichgewicht zwischen der
elektromotorischen Kraft des Ankers und der ihr entgegengesetzten
statt.
nennen wir daher statische Charakteristik. Wird die entgegengesetzte
Die eharakteristische Kurve, die diesem Zustande entspricht,
elektromotorische Kraft vermindert, so wird sie der elektromotorischen
Kraft des Ankers nicht mehr das Gleichgewicht halten, es entsteht
also ein Strom, der Arbeit leisten kann.
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Die Maschine arbeitet als-
dann als Generator, der mechanische Energie aufnimmt und elektrische
abgiebt. Eine charakteristische Kurve, welche diese Betriebsart dar-
stellt, nennen wir dynamische Charakteristik. Wenn wir anderseits
die entgegengesetzte elektromotorische Kraft so weit vergrössern, dass
sie der elektromotorischen Kraft des Ankers überlegen ist, so geht
ein Strom durch den Anker, der die Maschine als Motor treibt. Eine
Charakteristik, welche dieser Betriebsart der Maschine entspricht,
nennen wir motorische Charakteristik. Aus gewissen Gründen, die wir
sogleich anführen werden, muss die dynamische Charakteristik immer
kleiner als die statische sein, und dasselbe gilt im allgemeinen für
die motorische Charakteristik; aber hier giebt es auch Fälle, wo die
motorische über der statischen Kurve liegt. Wenn wir uns gegenwärtig
nur auf die Dynamomaschinen beschränken, so ist leicht zu sehen,
warum die dynamische Kurve unter der statischen liegen muss. Zu-