12 Viertes Kapitel.
Energiebetrag in Folge von Wirbelströmen oder Hysteresis verloren
geht, so muss dieser von dem Motorstrom in Form von höherer
Klemmenspannung zugeführt werden. Nun finden wir aber die mo-
torische Charakteristik der elektromotorischen Kraft aus der Span-
nung an den Bürsten und dem Widerstand des Ankers. Da letzterer
konstant ist, so ist auch die elektromotorische Kraft des Motors um
so höher, je höher die Klemmenspannung an den Bürsten steigt.
Der Verfasser hat diese Schlussfolgerungen durch Messungen an
einer Bürgin’schen Maschine bestätigt, welche er als Dynamo-
maschine und als Motor untersuchte. Wie zu erwarten war, lag die
dynamische Kurve unter der statischen, aber die motorische lag über
derselben. Der Grund hierfür ist wahrscheinlich der, dass in Folge
der sechseckigen Form des Ankers die Entfernung zwischen diesen
und der Oberfläche der Polschuhe andauernd wechselt. Hierdurch
wird ein Energiebetrag absorbirt, der eine Vergrösserung der elektro-
motorischen Kraft des treibenden Stromes nöthig macht; es macht
dies den Eindruck, als ob die elektromotorische Gegenkraft im Anker
höher wäre, als sie in der That ist. Weil manche Maschinen eine
hohe elektromotorische Gegenkraft besitzen, so haben einige Forscher,
besonders Ayrton und Perry, eine Theorie der Elektromotoren
aufgestellt, nach welcher der Anker die Feldstärke vergrössert, während
er sie in Wirklichkeit schwächt, und man empfahl, Motoren mit
kleinen Feldmagneten und grossen Ankern zu bauen. Die Erfahrung
hat jedoch diese Theorie widerlegt, und die besten Motoren werden
heute nach denselben Principien gebaut, wie sie für die besten Dynamo-
maschinen gelten.
Wir gehen nun dazu über, den Gebrauch und die Bedeutung
der charakteristischen Kurven auseinanderzusetzen.
Fig.60 zeigt die innere und äussere Charakteristik einer Siemens’-
schen Hauptstrommaschine, an der Hopkinson Versuche angestellt
hat (Proceedings of the Institution of Mechanical Engineers 1879).
Die punktirte Kurve OE,, stellt die Klemmenspannung der Maschine
dar und die ausgezogene Linie OE, die elektromotorische Kraft des
Ankers. Die letztere erhält man aus der erstern, indem man zu
ihren Ordinaten den innern Spannungsverlust addirt. Dieser ist gleich
dem Produkt aus Stromstärke und innerm Widerstand, der bei der
Maschine gleich 0,6 Ohm war. Deshalb ist der Verlust bei der
Stromstärke von 50 A gleich 30 V, und man sieht aus der Figur,
dass der Unterschied der beiden Ordinaten, welche der Abscisse 50