Dynamomaschine mit gemischter Wicklung. 129
Ist der letztere geöffnet, so geht kein Strom durch die Hauptspulen,
und der Magnetismus der Maschine hängt allein von der erregenden
Kraft der Nebenschlussspulen ab. Wenn die Maschine richtig kon-
struirt ist, so soll dieser Magnetismus eineat- elektromorische Kraft
erzeugen, die genau gleich derjenigen ist, die bei allen Stromstärken
des äussern Kreises bestehen bleiben soll, vorausgesetzt, dass die
Dynamomaschine mit konstanter Geschwindigkeit läuft. Fliesst ein
Strom durch den Anker, so ist die Spannung an den Bürsten
natürlich etwas kleiner als diejenige, welche in den Ankerspulen ent-
steht, weil diese in Folge des Widerstandes und der Selbstinduktion
mit wachsendem Strome immer mehr abnimmt. Um diesen Verlust
zu kompensiren, muss die elektromotorische Kraft grösser werden.
Dieses besorgt der Hauptstrom automatisch durch Vergrösserung der
Feldstärke, indem er den Nebenschlussstrom in der Erregung der
Feldmagnete unterstützt. Bei einer richtig kompoundirten Maschine
reicht die Zunahme des Magnetismus, die von der Hauptspule her-
rührt, gerade aus, um die Klemmenspannung bei allen Stromstärken
konstant zu halten.
Nun sehen wir leicht, dass wir hierin zu weit gehen können,
wenn wir etwas feinern Draht für den Nebenschluss nehmen oder
die Windungszahl der Hauptwicklung vergrössern. Durch die erste
Anordnung wird die Spannung der Maschine zu klein, im andern
Falle wird die Wirkung der Hauptstromwicklung die des Neben-
schlusses überwiegen, wenn die Stromstärke eine gewisse Grenze
überschreitet. Die Zunahme der elektromotorischen Kraft leistet
alsdann mehr, als dass sie dem Verlust, der durch Widerstand und
Selbstinduktion verursacht wird, das Gleichgewicht hält, und die Folge
ist, dass die Klemmenspannung steigt, wenn die Stromstärke wächst.
Eine solche überkompoundirte Maschine könnte man deshalb als
Generator benutzen, wenn der Motor eine gewöhnliche Nebenschluss-
maschine ist, und man würde auf diese Weise ein brauchbares System
der Kraftübertragung bei konstanter Geschwindigkeit erhalten.
Theoretisch betrachtet ist dies ganz richtig, aber in der Praxis
entsteht eine Schwierigkeit, welche davon herrührt, dass sich die
Polarität einer Kompoundmaschine leicht umkehrt, besonders wenn
der Einfluss der Hauptleitung bedeutend grösser ist als derjenige
der Nebenschlusswicklung. Der Verfasser hat es versucht, ein
solches System der Kraftübertragung für konstante Geschwindigkeit
einzurichten, aber es ist ihm aus dem angegebenen Grunde nicht
Kapp, Elektr, Kraftübertragung. 2. Aufl. 9