Full text: Elektrische Kraftübertragung

Praktische Schwierigkeiten. 131 
Kraft des Ankers noch zu. Sind zuletzt die Feldmagnete gesättigt, 
so hat der Anker des Motors eine solche Geschwindigkeit erreicht, 
dass seine elektromotorische Gegenkraft nicht nur der Potential- 
differenz der Kabel, die den Strom vom Generator zuführen, gleich 
ist, sondern sie sogar übertrifft und eine Umkehrung der Strom- 
richtung bewirkt. Der Motor wirkt alsdann als Generator, indem 
die lebendige Kraft des Ankers als elektrische Energie dem Strom- 
kreise wieder zugeführt wird. In Folge dessen werden die Pole der 
Kompoundmaschine (deren Nebenschlusswicklung, wie oben erwähnt 
wurde, schwach ist) umgekehrt, und nun arbeiten die Anker des 
Generators und des Motors hintereinander, indem letzterer den Strom 
des Generators verstärkt, statt ihm entgegenzuwirken. In diesem 
Augenblick ist die Sachlage die folgende: Die Feldmagnete des 
Motors haben gerade das Maximum ihres Magnetismus bei ihrer 
anfänglichen Polarität erreicht, die Pole des Generators sind ver- 
tauscht, und ein starker Strom von entgegengesetzter Richtung fliesst 
durch den Motor. Folglich kommt dieser schnell zur Ruhe und 
läuft dann mit grosser Geschwindigkeit rückwärts. Es setzt sich 
deshalb dem Strome, welcher vom Generator kommt, eine grosse 
elektromotorische Gegenkraft entgegen. Dieselbe wächst jedoch 
nicht mehr wie zuvor, sie nimmt ab, weil die ursprüngliche Er- 
regung der Feldmagnete allmählich in Folge der Polvertauschung in 
der Hauptleitung verschwindet. Gerade so wie ein gewisser Zeit- 
raum von mehreren Sekunden für die Erregung der Magnete nöthig 
ist, so verfliesst auch ein solcher, bis sie ihren Magnetismus ver- 
lieren. Es tritt alsdann ein Moment ein, wo die ursprüngliche 
Polarität dieser Magnete verschwindet und wo deshalb die Kraft, 
welche den Anker rückwärts treibt, zu wirken aufhört, obgleich 
noch ein starker Strom hindurchgeht. Etwas später kommt der 
Anker zur Ruhe und läuft alsdann wieder mit grosser Geschwindig- 
keit vorwärts, wobei der ganze eben beschriebene Kreislauf wieder 
beginnt, aber diesmal mit einem Strome, welcher die entgegen- 
gesetzte Richtung hat, wie der erste. Der dritte Cyklus beginnt mit 
einem Strom, der dieselbe Richtung hat, wie der erste u. s. w.“ 
Eine ähnliche Erscheinung wurde von Gerard-Lescuyer 
beobachtet, welcher eine Gramme’sche Hauptstrommaschine als 
Generator und eine magnetoelektrische Maschine als Motor benutzte. 
Er nannte‘ die Erscheinung ein elektrodynamisches Paradoxon 
(Engineer, 17. Sept. 1880). 
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